Wann

16/05/2022    
18:00 - 20:00

Wo

Villa Merländer
Friedrich-Ebert-Straße 42, Krefeld, NRW, 47799

Veranstaltungstyp

Karte nicht verfügbar

Der Eintritt ist frei, das Haus freut sich über Spenden. Um Voranmeldung unter ns-doku@krefeld.de wird gebeten.

 

Die Revitalisierung von Mythenbildern und die Glorifizierung von Heldenfiguren gehören zum Kerngeschäft der Rechten – egal ob Neonazis, Neue Rechte oder Rechtskonservative. Die Rechte braucht Erinnerungs- und Sehnsuchtsorte zur eigenen Selbstvergewisserung. «Preußen», «Kaiserreich», «Abendland» und «Europa» sind Sehnsuchtsorte der Rechten. Es kann sich dabei um geografische Orte und Landschaften oder politische Einheiten handeln, die sich in Städten, Gebäuden, Denkmälern, Kunst usw. materialisieren. Zum Sehnsuchtsort werden sie aber durch ihre Symbolhaftigkeit, durch Erzählweisen und Tradierungen.

 

Die Konstruktion einer Jahrhunderte währenden – die Rechten meinen: tausendjährigen – historischen und kulturellen Identität ist eine Grundvoraussetzung für den rassistischen Ausschluss derjenigen, die nicht dazugehören sollen. Das so hergestellte «Wir», dem man sich «kulturell» zuordnet, lässt eine Abgrenzung von den ethnisierten «Anderen» möglich werden. Die von Alexander Gauland als «Vogelschiss» bezeichnete Regimephase des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 muss ausgespart und marginalisiert werden, um ein Kontinuum der deutschen Nation von 1870/71 bis in die Gegenwart und damit eine Normalisierung des Kaiserreichs zu erreichen. Auch in der Diskussion um die Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus und seiner Verbrechen schaltet sich die Rechte jüngst mit einer einfachen Rechnung ein: Die Kolonialherrschaft habe den ehemaligen Kolonien mehr genützt als sie Schaden anrichten konnte.

 

Der Vortrag beschäftigt sich mit der Entstehung der Sehnsuchtsorte der Rechten seit der Weimarer Republik und mit den Akteuren. So soll besonders nach der künftigen Bedeutung der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung gefragt werden.

 

Yves Müller ist Historiker und promoviert an der Universität Hamburg.

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