Eröffnung der Ausstellung "Du Jude" in Krefeld

„Du Jude“ –  Ausstellungseröffnung in der VHS

Antisemitismus heute

„Als ich in den 70er Jahren aus Israel nach Deutschland kam, warnten mich meine Freunde vor Fremdenfeindlichkeit. Ich nahm ihnen den Wind aus den Segeln. In Deutschland sei das nicht mehr so, sagte ich zu ihnen“, erinnert sich Michael Gilad als Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Krefeld mit ruhiger, tiefer Stimme. „Heute kann ich das nicht mehr sagen. Judenhass traut sich wieder auf deutsche Straßen und das in einem rasanten Tempo. Deutschland hat sich verändert.“

Es ist still in der Volkshochschule Krefeld als Michael Gilad gemeinsam mit Sandra Franz als Leiterin der NS-Dokumentationsstelle, mit Gisela Klaer als Krefelder Bürgermeisterin und Dr. Inge Röhnelt als Direktorin der VHS die Ausstellung „Du Jude! Antisemitismus heute… doch nicht bei uns in Krefeld?!“ eröffnet. Beschämte Blicke wandern durch den Raum, einige Hände falten sich unsicher, so tief sitzt die Scham über die eigenen Mitbürger, als Gilad lebhaft berichtet, wie er als Jude im Alltag fast schon selbstverständlich Antisemitismus ausgesetzt ist. „Als ich mit einem Nachbar darüber sprach, dass die technische Ausstattung seines Autos aus dem israelischen Silicon-Valley stammt, sagte er nur ‚Sie mit Ihrer jüdischen Überheblichkeit’“, beschreibt der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde und auch Sandra Franz berichtet, dass auf den Krefelder Schulhöfen die Beschimpfung „Du Jude!“ inzwischen alltäglich sei. „In einem Land, in dem Wut und Hass laut geäußert werden können, ist Antisemitismus immer ein Angriff auf unsere ganze Gesellschaft“, beschreibt die Historikerin und ergänzt energisch: „Das können wir nur bekämpfen, wenn wir aufstehen und uns zur Wehr setzen. Wir sind mehr.“

Du Jude - Antisemitismus heute

„Als ich in den 70er Jahren aus Israel nach Deutschland kam, warnten mich meine Freunde vor Fremdenfeindlichkeit. Ich nahm ihnen den Wind aus den Segeln. In Deutschland sei das nicht mehr so, sagte ich zu ihnen“, erinnert sich Michael Gilad als Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Krefeld mit ruhiger, tiefer Stimme. „Heute kann ich das nicht mehr sagen. Judenhass traut sich wieder auf deutsche Straßen und das in einem rasanten Tempo. Deutschland hat sich verändert.“

Und das zeigt das große Interesse an der neuen Ausstellung in der Volkshochschule: Der Saal ist bis auf den letzten Platz besetzt, als die Akteure am Wochenende eröffnen. Auf Tafeln erklärt die Ausstellung eindrucksvoll, wie sich langsam aber deutlich Antisemitismus in unterschiedlichen gesellschaftlichen Wirkungsbereichen in Deutschland ausbreitet. Dabei thematisieren die Informationstafeln zum Beispiel Antisemitismus in der deutschen Rap-Szene, versteckte Fremdenfeindlichkeit in linken Gruppen oder die Sachbeschädigung durch das Herausreißen von Stolpersteinen oder das Schmieren rechter Symboliken an Hauswände. „Antisemitismus hat so viele Gesichter und gerade die Geschehnisse in Halle zeigen, dass wir zusammenstehen müssen“, sagt auch Dr. Tagrid Yousef als Integrationsbeauftrage der Stadt Krefeld. „Wir müssen einschreiten, wenn wir mit Antisemitismus in Kontakt kommen. Wir müssen am Stammtisch und im Freundeskreis aufstehen, wenn wir etwas mitbekommen, das nicht korrekt ist, und wir müssen weiter an Bildung arbeiten. Denn Bildung ist der Schlüssel zur Toleranz.“

Die Ausstellung „Du Jude! – Antisemitismus heute – doch nicht bei uns in Krefeld!?“ ist noch bis zum 30. November kostenfrei im VHS-Haus, Foyer (U12007) werktags zwischen 8 und 21.30 Uhr besuchbar. Kostenfreie Sonderführung mit Sandra Franz finden an folgenden Terminen statt: Mi, 13.11. von 19 bis 20 Uhr; So, 24.11., von 11 bis 12 Uhr; Sa, 30.11., von 14 bis 15 Uhr. Bitte vorherige Anmeldung unter Telefon 02151 3660 2664.

Weitere Veranstaltungen rund um die Ausstellung:
Vortrag – Geschichte des Antisemitismus von der Antike bis heute, Do, 14.11., 19 bis 20.30 Uhr, VHS, Muchesaal, 6 Euro

Lesung – „Unerhöhrt“ – Vom Verlieren und Finden des Zusammenhalts mit Ulrich Lilie, Do, 28.11., 19 bis 20.30 Uhr, VHS, Muchesaal, 8 Euro