Die Geschichte hinter der Villa Merländer

Vom erfolgreichen Kaufmann zum Opfer der NS-Diktatur

Als der Krefelder Kaufmann Richard Merländer im Jahr 1924 seine Villa auf der Friedrich-Ebert-Straße in der pulsierenden Seidenstadt in Auftrag gab, ahnte er noch nicht, dass er sie in weniger als 20 Jahren unter dem Druck nationalsozialistischen Politik wieder verlieren würde.

Merländers Kindheit und Jugend

Merländer, der 1874 in Mülheim geboren wurde, wuchs in einer Familie mit vier Geschwistern auf. Schon früh wurde er in die Geschäfte seiner Eltern eingeführt: Johanne Levy und Bendix Merländer unterhielten eine Kurzwarenhandlung und später ein Geschäft für Damenkonfektionswaren. Gemeinsam mit Siegfried Strauß und Hermann Heymann entwickelte Richard Merländer ein starkes Interesse an dieser Branche im Sinne seiner Familientradition: Er gründete mit seinen Partnern die Seidenstoffgroßhandlung „Merländer, Strauß & Co. “ und erzielte damit große Erfolge. Zwischenzeitlich arbeiteten bis zu 60 Angestellte in der Firma, die einen Jahresumsatz von bis zu drei Millionen Reichsmark verzeichnen konnte. 

Richard Merländer und Karl Merländer

Der Bau der Villa Merländer als Wohnhaus

Mit der „Villa Merländer“ schuf sich der tüchtige Kaufmann ein Auszeitparadies: Vom Architekt Friedrich Kühnen entworfen, zog Merländer 1925 in sein privates Wohnhaus an der Friedrich-Ebert-Straße. Mit dem Beginn der NS-Zeit begannen die Anfeindungen: Merländer war nicht nur jüdischer Abstammung, sondern auch homosexuell. Bereits 1933 begann seine Verfolgung. 1938 musste der Kaufmann seine Firma aufgeben und seine Besitztümer wurden beschlagnahmt.

Bis heute ist nicht viel über Richard Merländer bekannt: Wie er ausgesehen hat, weiß zum Beispiel niemand. Dafür aber, dass er gerne Zigarren rauchte, Skat und Schach spielte; er liebte es, zu feiern und war gastfreundlich. Und natürlich liebte er die Kunst.

Deportation und Tod Richard Merländers

 Im Jahr 1941 wurde er gezwungen in ein „Judenhaus“ in Krefeld einzuziehen. Der 68-jährige Richard Merländer wurde im Juli 1942 in das Lager Theresienstadt deportiert. Als nicht mehr arbeitsfähig wurde er im September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka weiter deportiert. Die genauen Umstände seines Todes sind unbekannt. Da aber von den 2.020 Menschen des Transportes niemand überlebte, gibt es keine Zweifel darüber, dass auch Richard Merländer dem Holocaust zum Opfer fiel. Wahrscheinlich wurde er kurz nach der Ankunft in der Gaskammer ermordet. Mit Beschluss des Amtsgerichts Krefeld vom 11. Dezember 1959 wurde er zum 5. Mai 1945 für tot erklärt. 

Heinrich Campendonk Villa Merländer

Die Villa Merländer als Dokumentationsstelle

Die Villa wurde nach ihrem erzwungenen Verkauf als Hotel genutzt und wechselte mehrfach den Besitzer. 1989 wurden die Campendonk-Bilder entdeckt. Rund ein Jahr später fasste die Stadt Krefeld den Entschluss, hier eine Dokumentationsstätte und ein Begegnungszentrum einzurichten. Bis heute wird die Villa als solches genutzt.

Die Campendonk-Bilder können bei einem Besuch in der Villa besichtigt werden.

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Villa Merländer e.V.
Friedrich-Ebert-Straße 42
47799 Krefeld
Öffnungszeiten:
Mittwoch 9 bis 14 Uhr
jeden 4. Sonntag im Monat 14 bis 17 Uhr
Nach Vereinbarung