Im April hatten wir einen ganz besonderen Termin – wir durften Vera Goldstein in den Niederlanden besuchen. Die gebürtige Krefelderin wurde 1935 geboren und stammte aus der großen Familie Goldstein, die eine wichtige Rolle in der Stadt spielte, u.a. gehörte ihnen eine Metzgerei und ein Handel für Öle und Fette. Für Angehörige von ihr durften wir in den letzten Jahren an drei Stellen in der Stadt Stolpersteine verlegen.
Vera ist eine mehr als beeindruckende Frau – das hat sie vermutlich von ihrer Mutter mitbekommen, „dem schönsten Mädchen von Krefeld“, wie sie selbst immer wieder sagte
Vera ist agil, intelligent und sprüht vor Leben. Wir hätten stundenlang mit ihr plaudern können – übrigens ginge dies im fließenden Deutsch, Niederländisch, Englisch oder Krieewelsch.
Ihre Eltern, ihre Großmütter und sie flohen 1938 in die Niederlande. Zwischenzeitig lebte Vera lange Jahre in den USA, bis sie wieder nach Europa und in die Niederlande zurück kehrte. Neben vielen Erinnerungen, die sie mit uns teilte, durften wir auch einen Blick in ihr Familienalbum von werfen, in dem sich viele Erinnerungen an ihre große Familie aus den Jahren 1935-37 fanden – glückliche Bilder von Menschen, die auf den Fotos nicht erahnen lassen, was sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit einigen Jahren in Krefeld abspielte. Keiner der hier zu sehenden Menschen konnte bereits im vollen Ausmaß ahnen , was in den kommenden Jahren passieren würde. Vera zeigte z.B. auf eines der Bilder und berichtete, dass dieses Paar – Onkel und Tante – nach der Flucht in die Niederlange im versteck verraten wurden und in Lagern ermordet wurde.
Negativ sind ihre Gefühle für ihre Geburtsstadt dennoch nicht. „Ich war immer so gerne in Krefeld“ berichtete Vera uns mehrmals von ihren Besuchen in der Nachkriegszeit. Und dass sie hofft, bald einmal wieder nach Krefeld kommen zu können. Das wünschen wir uns auch! Bis bald und vielen Dank für den wunderbaren Tag!
