„Wir müssen sorgen, daß unsere Gesinnung immer stärker und stärker von der nationalsozialistischen Welt- und Lebensanschauung durchdrungen werde. […] Die Turnerschaft muß ihre Ehre dareinsetzen, ganz und gar nationalsozialistisch zu werden.“
(Edmund Neuendorff (1875 – 1961), 1933 Führer der Deutschen Turnerschaft, in: Blumenthaler Nachrichten Nr.1, 12.1.1934, X. Jg.)
Will man der Mehrheit der Vereinschroniken Glauben schenken, scheint es allgemein so gewesen zu sein, dass mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten im März 1933 bei den meisten Vereinen der Sport nach der sogenannten „Gleichschaltung“ wenn überhaupt, dann nur noch sehr eingeschränkt ausgeübt wurde und mit Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 völlig zum Erliegen kam. Hier herrscht beim überwiegenden Teil der Vereinsgeschichten eine große Lücke, scheinbar lebte der Sport erst nach dem Krieg ab 1945/46 wieder auf. Dass diese Überlieferung nur bedingt etwas mit der historischen Realität zu tun hat, belegen zahlreiche Quellen. Allein die Tatsache, dass die Nationalsozialisten die Ausrichtung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin für ihre Propaganda weidlich ausschlachteten, zeigt schon, welchen Stellenwert der Sport auch in dieser Zeit hatte. Hier gilt es also einige Korrekturen vorzunehmen. Der Sport funktionierte nicht nur in Krefeld auch nach dem März 1933, wenn auch von nun an unter anderen Vorzeichen. Auch wenn auf diesem Gebiet noch viel Forschung nötig ist, so versucht der Vortrag doch hier ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen.
Der Eintritt ist frei, das Haus freut sich über Spenden. Um Voranmeldung unter ns-doku@krefeld.de wird gebeten.
Steckbrief
Dr. Christoph Dautermann, Studium der Volkskunde, Germanistik und Kunstgeschichte an der Westf. Wilhelms Universität in Münster. 1990 Dissertation zum Thema „Städtischer Hausbau am unteren Niederrhein“. Publikationen zur Hausforschung, Denkmalpflege, zu kultur- und stadtgeschichtlichen Themen. Lehrtätigkeiten am Volkskundlichen Seminar der Universität Bonn. 1995 – 1999 Mitglied des Hauptausschusses der “Deutschen Gesellschaft für Volkskunde” (dgv); 1995 – 1999 Gründungsmitglied und Mitgesellschafter der ConCultura GmbH Bonn. 1998 – 2000 Gründungsmitglied und 1.Vorsitzender/Geschäftsführer des Bundesverbandes freiberuflicher Kulturwissenschaftler e.V. (bfk); 2000 – 2006 Mitglied des Arbeitsausschusses des “Arbeitskreises für Hausforschung” (ahf). 2005 – 2016 Schriftleiter des Krefelder Jahrbuchs „Die Heimat“. 2015 – 2018 Schriftführer im Vorstand der Rheinischen Vereinigung für Volkskunde, Bonn. Seit 2001 stellvertretender Museumsleiter am Museum Burg Linn, Krefeld. Seit September 2021 kommissarischer Museumsleiter Museum Burg Linn.