Christoph Becker (Historisches Klärwerk e.V.) und Fabian Schmitz (NS-Dok) mit Tim Overdiek, der zur Eröffnung der Ausstellung über seinen Vater gesprochen hat, der in den Edelstahlwerken Zwangsarbeit leisten musste.

Sonderausstellung: "Ausbeutung und Zwangsarbeit in Krefeld 1933-1945 und deren heutige Spuren"

Zu sehen im historischen Klärwerk Uerdingen

„Die Vergessenen“ – so nannte der autodidaktische Lokalhistoriker Aurel Billstein, der selbst als KPD-Mitglied massiv unter den Repressionen des NS-Regimes litt,  die Opfer der Zwangsarbeit. Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs und mit zunehmender Kriegsdauer verstärkt griff das NS-Regime immer stärker auf Arbeitskräfte aus den besetzten europäischen Gebieten zurück, die gegen ihren Willen schwerste körperliche Arbeit in Landwirtschaft, Privathaushalten und Industrie leisten mussten. 1942 erschien ein Erlass, der die Zwangsverpflichtung von Menschen in allen besetzten Gebieten und Kriegsgefangenenlagern ermöglichte. Anfang 1944 arbeiteten insgesamt 5,5 Millionen Menschen unter Zwang in Deutschland, unter ihnen 2 Millionen Männer, Frauen und Kinder aus der damaligen Sowjetunion, andere Menschen kamen z.B. aus Polen, Frankreich, den Niederlanden, Belgien und Italien. Krefeld verzeichnete zum damaligen Zeitpunkt etwa 15.000 in ca. 200 Lagern (Sammelunterkünften und fabrikeigene Barackensiedlungen), die über das gesamte Stadtgebiet verteilt waren. Unter menschenunwürdigen Bedingungen mussten sie zur Arbeit gezwungen, während ihnen der Kontakt zur Zivilbevölkerung verboten war. Die Lebensbedingungen waren katastrophal, die Lebensmittel- und Krankenversorgung mehr als unzureichend. Etwa 400 dieser Menschen (davon 60 Frauen und 60 Kinder) sind im Rahmen der Zwangsarbeit umgekommen, 14 von ihnen wurden hingerichtet.

Die Ausstellung  wurde in Kooperation zwischen der NS-Dokumentationsstelle, dem historischen Klärwerk e.V. und dem Förderverein Rheinische Industriekultur e.V. umgesetzt. Für die inhaltliche Konzeption danken wir besonders Irene Feldmann, Fabian Schmitz und Christoph Becker.

Eröffnet wurde die Ausstellung am Tag des offenen Denkmals in Kombination mit einer Fahrradtour durch Krefeld, im Rahmen derer verschiedene Orte ehemaliger Zwangsarbeit besucht wurden. Der Niederländer Tim Overdiek berichtete in einem Abendvortrag zudem von der Geschichte seines Vaters, der in den Edelstahlwerken als junger Mann Zwangsarbeit leisten musste.

Die Ausstellung ist zu folgenden Zeiten im historischen Klärwerk in Krefeld zu sehen:

Fr. 20. September 15:00 – 20:00
Sa. 21. September 17:00 – 20:00
So. 22. September 14:00 – 18:00
Mi. 25. September 15:00 – 19:00
Do. 26. September 15:00 – 20:00
So. 29. September 14:00 – 18:00
Do. 3. Oktober 15:00 – 20:00

Als weiteres Begleitprogramm ist in den kommenden Wochen geplant:

  • ein Rundgang über das Gelände der ehemaligen Edelstahlwerke, geführt durch Christoph Becker.
    27. September 14:00 Uhr,
    Treffpunkt: Edelstahlwerk Tor 3 , Oberschlesienstraße 15 auf dem Parkplatz des Werkschutzes im Eingangsbereich Mitbringen (verpflichtend) : feste Schuhe und Personalausweis

  • ein Rundgang zu den Gräbern der Opfern der Zwangsarbeit,
    Treffpunkt: Friedhof Krefeld, Eingang Heideckstrasse
    am 30. September 2024 ab 17:00 Uhr,
    Mitbringen (verpflichtend): alle teilnehmenden Männer bitte eine Kopfbedeckung mitbringen

 

Anmeldung jeweils über ns-doku@krefeld.de; die Teilnahme ist kostenfrei, der historische Klärwerk e.V. und der Villa Merländer e.V. freuen sich über Spenden.

Das gibt es sonst noch Neues in der Villa Merländer:

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