Öffnungszeiten: Mittwoch 9 bis 14 Uhr und jeden vierten Sonntag 14 bis 17 Uhr; eine Stunde vor und nach Veranstaltungsbeginn, sowie nach Vereinbarung.
Jeder Stuhl war besetzt, als am Montag, den 24. Juni, die Jahreshauptversammlung des Villa Merländer-Vereins in der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld stattfand. Die Vorsitzende Sibylle Kühne-Franken eröffnete die Versammlung mit den passenden Worten: „Uns alle, das zeigt Ihre Beteiligung heute, hat das vergangene Jahr sehr bewegt.“
Der Villa Merländer-Verein berichtete im Rahmen der Veranstaltung über diverse Aktivitäten – unter anderem holte der Verein Sebastian Krumbiegel, bekannt von der Band „Die Prinzen“ sowie als Autor, nach Krefeld. Weitere Lesungen, Diskussionen und Kulturabende konnten durch die Initiative des Vereins umgesetzt werden – nicht nur in der Villa Merländer, sondern auch an Kooperationsorten wie dem Südbahnhof oder dem Audimax der Hochschule.
Auch die Stolpersteinverlegungen gehörten – wie in den vergangenen Jahren – zu den Aktivitäten des Vereins. Insgesamt wurden zehn Stolpersteinverlegungen durchgeführt. Heute erinnern damit inzwischen 243 Stolpersteine an Krefelder Opfer des Holocausts. Einige der Stolpersteine wurden gemeinsam mit Schulen in Krefeld verlegt. Die NS-Dokumentationsstelle unterhält heute 16 Bildungspartnerschaften. Die pädagogische Arbeit, zum Beispiel in Form von Workshops, wird dabei durch den Vorstand finanziert.
Stolz sind der Verein und die NS-Dokumentationsstelle auf den Ausbau der Kooperation mit der Hochschule Niederrhein. Im vergangenen Jahr übernahm Dr. Thomas Grünewald, Präsident der Hochschule Niederrhein, den Vorsitz des Kuratoriums. Prof. Dr. Donja Amirpur, Professur für Migrationspädagogik am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein, ließ sich als Stellvertreterin aufstellen. Seitdem intensiviert sich die Zusammenarbeit. Im vergangenen Jahr fanden zum Beispiel unterschiedliche Seminare in Kooperation zwischen Hochschule und NS-Dokumentationsstelle statt. Dazu gehören die Kurse „Internationale Gedenkstätten und die Praxis des Kuratierens“ sowie „Was tun für Demokratie und gegen Rassismus und Rechtsextremismus“. Das Kuratorium unterstützte auch bei diversen Fundraisingaktivitäten, die der Verein im vergangenen Jahr initiierte.
„Die Konzeption der neuen Dauerausstellung kreist natürlich über unser gesamtes Jahr“, erklärte Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle und Geschäftsführerin des Villa Merländer-Vereins. Verein und NS-Dokumentationsstelle planen im nächsten Jahr, zum 100-jährigen Bestehens des Gebäudes, eine neue Dauerausstellung in der Villa Merländer zu installieren. Fortwährend finden dazu diverse Informationsabende und Spendenaktivitäten statt. „Wir sind finanziell auf einem guten Weg, aber die Ausstellung ist mit Absicht flexibel geplant“, erklärte Franz. Bedeutet: Je mehr Geld für Konzeption und Umsetzung zur Verfügung stehen, umso mehr Elemente können umgesetzt werden.
Der Verein widmete dem Fundraising deshalb im vergangenen Jahr besonders viel Energie: Unter anderem informiert ein eigener Bereich auf der Webseite mit Videos und Informationsmaterial über die sieben geplanten Ausstellungsbereiche. Gleichzeitig fanden diverse Spendenevents statt – diese wurden nicht nur durch Vorstandsmitglieder gestaltet, sondern auch Privatinitiativen, kirchliche Einrichtungen und Kulturvereine beteiligten sich mit kreativen Ideen. „Wir hoffen, dass sich die Spendenaktivitäten weiter fortsetzen – denn im nächsten Sommer möchten wir bereits erste Ausstellungsteile eröffnen“, schloss Kühne-Franken ab.
Teil der Jahreshauptversammlung waren auch die Neuwahlen des Vorstands. Große Veränderung gibt es in der Leitung des Vorstandes: Nach 18 Jahren im Vorstand, davon zwölf Jahre als stellvertretende Vorsitzende, entschied sich Gerda Schnell mit 83 Jahren dazu, ihr Engagement nicht fortzusetzen. Geprägt von der Nazi-Vergangenheit ihrer Familie und schon früh aktiv in Gewerkschaft und Politik, hat sich Gerda Schnell Anfang der 90er Jahre gemeinsam mit ihren Ratskollegen aus der damaligen rot-grünen Koalition erfolgreich für die Einrichtung des NS-Dokumentationszentrums eingesetzt. Die Unterstützung dieser Einrichtung war ihr ein persönliches Anliegen, folgerichtig gehörte sie 1992 zu den Initiatoren und Gründern des Fördervereins.
Auch Annemarie Vössing entschied sich nach mehr als 20 Jahren Tätigkeit im Vorstand, sich aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl stellen zu lassen. Fast ein Viertel Jahrhundert übernahm sie verantwortungsvoll die Rolle der Kassiererin des Vereins und prägte gemeinsam mit ihrem Mann Götz Waninger, der bereits vor einigen Jahren aus dem Vorstand ausschied, maßgeblich den Charakter des Vereins. Sowohl Gerda Schnell als auch Annemarie Vössing wurden mit Ausscheiden des Vorstands durch den Verein zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Bei den Neuwahlen des Vorstands wurde Sibylle Kühne-Franken erneut zur Vorsitzenden gewählt. Dr. Claudia Flümann, seit vielen Jahren Mitglied des Vorstands und zuletzt Schriftführerin tätig, wurde als zweite Vorsitzende ernannt. Heike Otto-Lauscher übernimmt die Rolle der Schriftführerin – die pensionierte Lehrerin setzte sich zuletzt vor allem für die Intensivierung der Zusammenarbeit mit Schulen ein. Ebenfalls neu im Vorstand ist Martin Ott, Verwaltungsmitarbeiter bei der Stadt Krefeld. Aufgrund der politischen Entwicklungen in Deutschland entschied sich der 32-Jährige, sich intensiver für die Villa Merländer engagieren zu wollen. Er wurde zum Kassierer gewählt. Als Beisitzer wiedergewählt wurden Ann-Katrin Roscheck, Bernhard Mildebrath, Detlev Stein und Josef Amshoff.
Heute hat der Villa Merländer-Verein mehr als 300 Mitglieder. Eine Mitgliedschaft ist ab fünf Euro im Jahr möglich. Ein Mitgliedsantrag kann online gestellt werden unter: https://villamerlaender.de/mitglied-werden/. Auf der Webseite gibt es auch weitere Informationen zur geplanten, neuen Dauerausstellung und zur Arbeit des Villa Merländer-Vereins.