Anlässlich der Stolpersteinverlegung hatte die Familie von Lore einen großen Pappaufsteller der Seniorin mit nach Krefeld gebracht.

Lore Lucas verstorben

Es ist knapp zwei Jahre her, dass wir auf der Moerser Straße Stolpersteine für die Familie von Lore Lucas verlegt haben. Schon damals über 100 Jahre schaltete sich Lore aus einem Altenheim in England dazu. Ihre Familie kam damals extra nach Krefeld und brachte einen Pappaufsteller von Lore mit. Für uns alle war das eine bewegende Stolpersteinverlegung. Nun ist Lore Lucas im Alter von 105 Jahren verstorben. Unsere Gedanken sind bei Lores Familie, zu der wir Kontakt haben und halten werden. Anlässlich Lores Tod möchten wir hier ihre Geschichte noch einmal erzählen. 

Lore Lucas wurde 105 Jahre alt.

Die Geschichte von Lore und ihrer Familie

Lore Lindenbaum (geb. 7.1.1920) kam in Krefeld als Tochter von Karl (geb. 18.5.1878) und Margarethe (geb. 24.11.1893) Lindenbaum, geb. Levy, zur Welt. Mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Edith (geb. 10.6.1921) lebte sie in Krefeld, wo der Vater Karl als Seidenwarenhändler tätig war. Die Töchter besuchten das Lyzeum für Mädchen und wurde, als die Lage im Deutschen Reich für jüdische Menschen immer schlechter wurde, 1936 bzw. 1937 von ihren Eltern nach England geschickt. Sie kamen bei einer nicht-jüdischen Familie unter, die ihnen die englische Sprache beibrachte und jedenfalls Lore konnte sich gut einleben.

Die Mädchen verbrachten zwar jeweils insgesamt 30 Wochen bei der Familie, konnten jedoch immer nur 10 Wochen am Stück in England bleiben. Nach Ablauf dieser Zeit mussten sie nach Deutschland zurückkehren, um ihren Pass nicht zu verlieren. 1937 blieb Lore zunächst bei ihren Eltern, ging dann jedoch nach Genf, um dort einen Kurs in Mutterschaftspflege zu absolvieren. Dieser dauerte 1 Jahr. Mit 18 kehrte sie nach Deutschland zurück.
Edith unterhielt zu dem Zeitpunkt eine Beziehung zu einem jüdischen Jungen, der aufgrund einer Reise in die Niederlande der deutschen Polizei aufgefallen und verhört worden war. In seinem Tagebuch wurde die Beziehung zu ihr erwähnt. Der Krefelder Rabbiner Dr. Arthur Bluhm erfuhr davon, setzte Familie Lindenbaum in Kenntnis und verwies auf das Risiko, dass Edith nun ebenfalls in das Visier der Polizei geraten könnte. Aus Sorge vor der drohenden Gefahr entschieden die Eltern im Juni 1938, dass Edith auf dem schnellsten Weg von Köln aus nach London reisen musste. 

Da Margarethe nicht wollte, dass die 16jährige allein in einem fremden Land war, sorgte sie dafür, dass Lore ihre Schwester im Dezember nachreiste; sie selbst kam im August 1939 nach, da die Familie ein Haus kaufen und eine Wohnung als Bed & Breakfast anbieten wollte.

Karl befand sich seit der Emigration mit Margarethe am 11. Februar 1939 in den Niederlanden und bat seine Frau aus Sorge vor einem bevorstehenden Krieg zurückzukehren. Während Margarethe am Tag des Kriegsausbruchs gemeinsam mit Edith zurückkehrte, verblieb Lore die Zeit des Krieges über in London.
1941 wurde die gesamte Familie ausgebürgert und ihr Vermögen beschlagnahmt. Als Begründung wurde Karls Mitgliedschaft in der Niederrhein-Loge des 1937 verbotenen jüdischen Unabhängigen Ordens B’nai B‘rith vorgeschoben. 

Karl, Margarethe und Edith wurden 1943 im Lager Westerbork festgehalten und aus den Niederlanden in das besetzte polnische Gebiet deportiert. Als Lore von der Verschleppung ihrer Familie erfuhr, versuchte sie dieser vergeblich mithilfe von Geldschickungen zu helfen.

Lore Lindenbaum (geb. 7.1.1920) kam in Krefeld als Tochter von Karl (geb. 18.5.1878) und Margarethe (geb. 24.11.1893) Lindenbaum, geb. Levy, zur Welt. Mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Edith (geb. 10.6.1921) lebte sie in Krefeld, wo der Vater Karl als Seidenwarenhändler tätig war. Die Töchter besuchten das Lyzeum für Mädchen und wurde, als die Lage im Deutschen Reich für jüdische Menschen immer schlechter wurde, 1936 bzw. 1937 von ihren Eltern nach England geschickt. Sie kamen bei einer nicht-jüdischen Familie unter, die ihnen die englische Sprache beibrachte und jedenfalls Lore konnte sich gut einleben.

Die Mädchen verbrachten zwar jeweils insgesamt 30 Wochen bei der Familie, konnten jedoch immer nur 10 Wochen am Stück in England bleiben. Nach Ablauf dieser Zeit mussten sie nach Deutschland zurückkehren, um ihren Pass nicht zu verlieren. 1937 blieb Lore zunächst bei ihren Eltern, ging dann jedoch nach Genf, um dort einen Kurs in Mutterschaftspflege zu absolvieren. Dieser dauerte 1 Jahr. Mit 18 kehrte sie nach Deutschland zurück.
Edith unterhielt zu dem Zeitpunkt eine Beziehung zu einem jüdischen Jungen, der aufgrund einer Reise in die Niederlande der deutschen Polizei aufgefallen und verhört worden war. In seinem Tagebuch wurde die Beziehung zu ihr erwähnt. Der Krefelder Rabbiner Dr. Arthur Bluhm erfuhr davon, setzte Familie Lindenbaum in Kenntnis und verwies auf das Risiko, dass Edith nun ebenfalls in das Visier der Polizei geraten könnte. Aus Sorge vor der drohenden Gefahr entschieden die Eltern im Juni 1938, dass Edith auf dem schnellsten Weg von Köln aus nach London reisen musste. 

Da Margarethe nicht wollte, dass die 16jährige allein in einem fremden Land war, sorgte sie dafür, dass Lore ihre Schwester im Dezember nachreiste; sie selbst kam im August 1939 nach, da die Familie ein Haus kaufen und eine Wohnung als Bed & Breakfast anbieten wollte.

Karl befand sich seit der Emigration mit Margarethe am 11. Februar 1939 in den Nieder-landen und bat seine Frau aus Sorge vor einem bevorstehenden Krieg zurückzukehren. Während Margarethe am Tag des Kriegsausbruchs gemeinsam mit Edith zurückkehrte, verblieb Lore die Zeit des Krieges über in London.
1941 wurde die gesamte Familie ausgebürgert und ihr Vermögen beschlagnahmt. Als Begründung wurde Karls Mitgliedschaft in der Niederrhein-Loge des 1937 verbotenen jüdischen Unabhängigen Ordens B’nai B‘rith vorgeschoben. 

Karl, Margarethe und Edith wurden 1943 im Lager Westerbork festgehalten und aus den Niederlanden in das besetzte polnische Gebiet deportiert. Als Lore von der Verschleppung ihrer Familie erfuhr, versuchte sie dieser vergeblich mithilfe von Geldschickungen zu helfen.

Ein Abschiedsabend im Haus von Ingelore im März 1936.
Volksschule 1926

Am 2. Juli 1943 wurden Margarethe und Edith dann im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Nur wenige Monate später, am 16. November 1943, erfolgte dann im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau auch die Ermordung von Karl.

Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann, den Sie während des Krieges in London kennengelernt hatte, heiratete Lore in Schottland Reinhold Lucas, der aus Mönchengladbach stammte und ebenfalls eine lange Fluchtgeschichte hinter sich hatte. Er war unter anderem nach dem Novemberpogrom vom 9. November 1938, bei dem jüdisches Eigentum zerstört und jüdische Menschen im Deutschen Reich misshandelt und ermordet wurden, in das Konzentrationslager Dachau verschleppt worden. Durch Bemühungen seiner Mutter Ida Lucas konnte er jedoch, nach der Entlassung aus Dachau, am 5. Dezember 1938 nach London emigrieren, wo er auch seine spätere Frau Lore kennenlernte.
Lore arbeitete während der Ehe und auch darüber hinaus als Sekretärin für diverse große Firmen und leistete gleichzeitig Arbeit für wohltätige Zwecke beim Women’s Royal Voluntary Service. Ihr Ehemann Reinhold starb am 27. April 1979.

Sie führte nach Kriegsende mehrere Prozesse, um die ihrer Familie geraubten Besitztümer wiederzuerlangen oder jedenfalls entschädigt zu bekommen. So erhielt sie eine Nachzahlung auf das 1936 erbaute, nur zwei Jahre später unter nationalsozialistischem Druck für wenig Geld verkaufte, schließlich am 22. Juni 1943 durch Bomben zerstörte Familienhaus. Auch wurde das Reich, in Vertretung durch die Oberfinanzdirektion Düsseldorf, nach einigem Widerstand von der Wiedergutmachungskammer Krefeld verpflichtet, den Wert eingezogener Aktien und Sparkonten zu erstatten.
Lore und ihr 1952 in Glasgow geborener Sohn Edwin besuchten mehrfach Krefeld, etwa anlässlich der großen Einladung ehemaliger Krefelder jüdischer Familien im Sommer 1987, oder bei der Eröffnung der neuen Krefelder Synagoge am 14. September 2009. 2010 gab sie für Gathering the Voices Scotland ein Interview über ihr Leben. Im Jahr 2019 zog Lore von Glasgow in ein Londoner Altenheim, wo sie 2023 ihren 103. Geburtstag feierte. Im Sommer 2025 starb Lore im Alter von 105 Jahren.

Bei einem Ausflug mit Oberrabiner Dr. Bluhm im Mai 1935

Das gibt es sonst noch Neues in der Villa Merländer: