Carl Becker
Dreikönigenstraße 29

Stolperstein-Geschichten in Krefeld

Als homosexuell verfolgt

Carl Becker wurde am 13. Februar 1885 in Duisburg-Neumühl geboren. Mit seiner Frau Elisabeth bekam er 1922 einen Sohn, Karl-Heinz. Der Elektromonteur Carl wurde erstmals 1938 wegen Verstoßes gegen § 175 RStGB zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
Im Jahre 1940 kam es zwischen ihm, dem Hausbesitzer auf der Dreikönigenstr. 29 in Krefeld, und einem Mieter zu Streitigkeiten, welche laut Becker in einer Räumungsklage gipfelten. Im Zuge dessen wurde Becker durch diesen Mieter bei der Gestapo denunziert. Ihm wurde vorgeworfen, im August 1940 den Hitlergruß verweigert und Adolf Hitler beleidigt zu haben („Hitler kann mir was Driete“, oder „Hitler kann mich mal driete“, Driet = Dreck).
Das Verfahren gegen ihn wurde im September 1940 eingestellt und der Mieter zog aus, jedoch wurde Becker im April 1941 in U-Haft genommen. Aufgrund erneuter Verstöße gegen § 175 RStGB wurde er im November zu 1 Jahr 6 Monate Zuchthaus verurteilt.
Auf Befehl Heinrich Himmlers vom 12.07.1940 wurden „Wiederholungstäter“ mit mehr als einem Partner von der Gestapo in „Vorbeugehaft“ genommen. Dies geschah unmittelbar nach der Entlassung Beckers aus der Zuchthaushaft. Er wurde aus Düsseldorf in das KZ Dachau deportiert, wo er im Juli 1943 mit der Nummer 49907 registriert wurde.

Anfangs wurde er als Berufsverbrecher eingetragen, wodurch er einen grünen Winkel tragen musste. Am 15.02.1945 wurde seine Akte jedoch geändert und er bekam den rosa Winkel für Homosexuelle. Er musste in den Außenkommandos Friedrichshafen und Saalgau Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion leisten, bis das Lager Friedrichshafen im Herbst 1944 durch alliierte Bomben zerstört wurde.
Becker war im Lager Dachau als es Ende April 1945 von US-Truppen befreit wurde. Dabei nannte er ihnen nicht den wahren Haftgrund, sondern angeblich verweigerte Arbeitsleistung. Körperlich gezeichnet, lebte er bis April 1946 auf dem ehem. Lagergelände, bis er mit seiner Frau Elisabeth in die Dachauer Stadt zog. Hier starb er im September 1953. Sein Sohn Karl-Heinz war Soldat in der Wehrmacht geworden, er wurde im Januar 1944 als vermisst gemeldet und 1954 vom Amtsgericht Krefeld für tot erklärt.

Carl Becker nach 1945

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