In Krefeld wurde der erste Stolperstein für eine Zwangsprostitutierte europaweit verlegt. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Stolperstein für Luise B.

In Krefeld wurde der europaweit erste Stolperstein für eine Frau verlegt, die zur Prostitution in einem Konzentrationslager-Bordell gezwungen wurde. Stolpersteine werden am letzten bekannten und freiwilligen Wohnort von Opfern aus der Zeit des Nationalsozialismus verlegt: Luise B. lebte an der Dreikönigenstraße 98 in der Krefelder Innenstadt. Nach ihrer Inhaftierung in das Konzentrationslager Ravensbrück wurde sie am 2. Juli 1943 mit 15 anderen Frauen in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt. Sie war zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt. Nach 18 Monaten im Lagerbordell wurde sie am 9. Januar 1945 aus der KZ-Haft entlassen. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.

Sie begleiteten die Verlegung des Stolpersteins für Luise B.: (von links): Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle, Fabian Schmitz von der NS Dokumentationsstelle, Historiker Robert Sommer, Regierungspräsident Thomas Schürmann, Sibylle Kühne-Franken, Vorsitzende des Vereins Villa Merländer, Mareen Heying (Wissenschaftliche Referentin LWL), Kulturbeauftragte Katharine Leiska. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann

Erster Stolperstein für eine Zwangsprostituierte europaweit

Luise B. wurde am 26. Januar 1920 in Lintfort geboren. Sie war deutsche Staatsbürgerin und katholisch. Sie besuchte die Volksschule und zog dann nach Krefeld. Dort arbeitete sie offiziell als Kellnerin. Am 7. April 1942 wurde sie in Krefeld verhaftet und am 16. Mai 1942 in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Dort bekam sie den schwarzen Winkel der „asozialen“ Häftlinge. Bei ihrer Inhaftierung war sie ledig und Mutter eines zweijährigen Kindes. Sie war bereits zweimal vorbestraft. Ihre Vergehen lauteten „Kontrollversäumnis“. Von 1939 bis 1942 litt sie an der Geschlechtskrankheit Gonorrhoe (Tripper). Deswegen wurde sie wahrscheinlich von der Polizei als Person mit „häufig wechselndem Geschlechtsverkehr“ registriert und zu einer regelmäßigen Untersuchung auf Geschlechtskrankheiten zwangsverpflichtet. Zweimal kam sie der „Kontrolle“ nicht nach, beim dritten Mal wurde sie festgenommen.

Luise B. hatte viele Wohnorte in Krefeld. Man entschied sich im Rahmen der Verlegung für ihren letzten an der Dreikönigenstraße 98.

Luise B. wurde ins Lagerbordell gezwungen

Nach einem Jahr in Ravensbrück wurde sie von der dortigen SS für das Lagerbordell in Buchenwald bestimmt. Die SS versuchte zu diesem Zeitpunkt, vorrangig sogenannte „asoziale“ Frauen für Bordelle der Konzentrationslager auszuwählen. Diese Frauen galten in der NS-Ideologie als minderwertig. Die SS gaukelte ihnen vor, nach einem halben Jahr Arbeit im Bordell aus dem KZ entlassen zu werden. Das trafen auf keine Frau in einem Lagerbordell zu. In Buchenwald musste Luise B. bis zu neun Männer pro Abend über sich ergehen lassen. Bei den männlichen Häftlingen handelte es sich zumeist um deutsche Häftlinge, die im Lagersystem eine Funktion erfüllten. Die Männer mussten zwei Reichsmark für den Bordellbesuch bezahlen. Davon wurden 45 Pfennige auf einem Konto der Frauen gutgeschrieben. Luise B. überwies davon mehrfach Beträge an ihren Vater. Ohne heute nachvollziehbaren Grund wurde sie im Januar 1945 aus dem Konzentrationslager Buchenwald entlassen. Damit verliert sich ihre Spur.

Die Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium Fabritianum begleiteten die Verlegung. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Das gibt es sonst noch Neues in der Villa Merländer:

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