Stellen die Ausstellung und das Heft "Emma und der Krieg" im Garten der Villa Merländer vor: v.l.: Projekteiterin Dana Theußen, Zeitzeuge Thomas Gabelin, Projektleiter Christoph Laugs, Tim Pelzer von der Sparkassen-Kulturstiftung Krefeld, Madita Leenders, Fachbereich Migration und Integration , Leiterin NS-Dokumentationsstelle Sandra Franz, Illustrator Peter Schmitz. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann

„Emma und der Krieg“ schildert die NS-Zeit aus Kindersicht

Projektidee stammt aus Krefelds Partnerstadt Dünkirchen in Frankreich

Emma ist zehn Jahre alt. Sie lebt zur Zeit des Zweiten Weltkriegs mit ihrer Familie in Krefeld. In „Emma und der Krieg“ berichtet sie in elf Kapiteln über den Alltag während des Nationalsozialismus und von der direkten Nachkriegszeit. Sie beginnt ihr Tagebuch am 25. Dezember 1940. Ihre Familie betreibt in der NS-Zeit etwas außerhalb der Stadt einen Bauernhof. Aus ihrer kindlichen Perspektive schildert und beschreibt sie das Leben in der Stadt, unter anderem von Zwangsarbeitern, den Luftangriffen und der Verfolgung der Juden. – Emma als Person hat es nicht gegeben, aber ihre Geschichten stammen von realen Menschen. Die Broschüre „Emma und der Krieg“ richtet sich an Zehn- bis 14-Jährige, ist nicht nur eine Darstellung der Ereignisse, sondern eine Einladung, sich aktiv mit der Geschichte zu beschäftigen. Neben der Publikation wird am Freitag, 12. August, eine Ausstellung in der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld eröffnet. Im Laufe des Jahres wird diese dann auch in der Volkshochschule am Von-der-Leyen-Platz zu sehen sein.

 

Die Idee zu dem Projekt stammt aus Krefelds Partnerstadt Dünkirchen in Frankreich. In „Le Carnet de Léon“ (Leons Notizbuch, 2020) wird die Kindheit von Leon erzählt. Deutsche Soldaten besetzen während des Zweiten Weltkriegs sein Land und seine Stadt. Emma und Leon blicken so auf dieselbe Zeit zurück, aber auch auf das Heute. Denn aus einst zwei verfeindeten Ländern sind inzwischen Partner und Freunde in der Europäischen Union geworden, die in Frieden zusammenleben. Dana Theußen und Christoph Laugs sind die Autoren von „Emma und der Krieg“, und beide kuratierten zudem die Ausstellung. „Die Geschichten und Schilderungen wollten wir dafür in Leichter Sprache haben. Dabei unterstützte uns die Lebenshilfe Krefeld mit dem Büro für Leichte Sprache“, erklärt Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld. So sollen nicht nur Kinder und Jugendliche einen einfachen, sprachlichen Zugang zur Thematik finden, sondern auch Menschen mit Migrationshintergrund oder mit einer geistigen Einschränkung.

Das Buch "Emma und der Krieg" ist kostenfrei bei der Villa Merländer als NS-Dokumentationsstätte der Stadt Krefeld erhältlich. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Emmas Geschichten haben einen wahren Hintergrund. Sie stammen von Anna Tervoort und Thomas Gabelin: Tervoort versteckte auf ihrem Bauernhof in Krefeld die Jüdin Johanna Werner, die so die Verfolgung durch die Nazis überlebte. Lore Gabelin hatte eine jüdische Mutter und einen katholischen Vater. Im Herbst 1944 wurde sie in das Konzentrationslager Theresienstadt (heute Tschechien) deportiert. Dort brachte im Dezember 1944 ihren Sohn Thomas zur Welt. Sie kehrte 1945 mit ihrem Mann nach Krefeld zurück, wo ihr erstgeborener Sohn Richard bei den Großeltern den Krieg überlebte. Aber 65 jüdische Verwandte wurden zwischen 1933 und 1945 ermordet oder kamen durch die Folgen der Verfolgung zu Tode. Die Familie baute sich in Krefeld eine neue Existenz auf. Lore Gabelin wurde Mitglied der neu gegründeten jüdischen Gemeinde. Thomas Gabelin wohnt heute in Krefeld und berichtet seit vielen Jahren Schülern von seiner Familiengeschichte.

 

Die Broschüre „Emma und der Krieg“ ist kostenfrei für Schulklassen in der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld auf Nachfrage erhältlich. Die erste Auflage umfasst 2.500 Exemplare. Einzelpersonen erhalten gegen eine Spende für den Förderverein der Villa Merländer eine Ausgabe. Die Produktion von „Emma und der Krieg“ wurde gefördert durch die Sparkassen-Kulturstiftung Krefeld, den Fachbereich Migration und Integration der Stadt Krefeld sowie das Büro des Oberbürgermeisters.

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