Jubiläumsblogger nehmen Villa-Angebote wahr

Erfahrungsberichte zu einem Rundgang und zum Ausstellungsbesuch

Im Jahr 2023 hat die Stadt Krefeld 650 Jahre Stadtrechte gefeiert. Einige Jubiläumsblogger beschäftigten sich in diesem Rahmen das ganze Jahr über mit Angeboten in ihrer Stadt. Sie besuchten auch die Villa Merländer und nahmen an einer Führung zu jüdischen Geschäften in Krefeld teil.  Seine Gedanken und Erkenntnisse schrieb Jubiläumsblogger Andreas Berendsen auf. 

Rundgang gegen das Vergessen

In Krinvelde hat sich jahrhundertelang die Bevölkerungszahl kaum verändert.
Crevelt ist groß geworden, durch Zuzug, vor allem infolge der Industrialisierung der Textilindustrie.

Krefeld hat in seiner Geschichte viele Zuzügler erlebt.
Bekannt ist die Zuwanderung der Mennoniten ab 1607 oder die Zuwanderung der Gastarbeiter aus Südeuropa, hauptsächlich aus der Türkei ab 1960.

Die Zugewanderten sind Teil der Stadtgesellschaft geworden und haben oft für Wohlstand gesorgt.

Bei einem Spaziergang auf der Hochstraße entlang lässt eine Mitarbeiterin der Krefelder NS-Dokumentationsstelle dunkle Zeiten in der Geschichte der Stadt wieder aufleben.

18 Geschäfte gab es auf der Hochstraße, die Anfang der 1930-er Jahre jüdische Inhaber hatten.  Es begann mit einem Boykott der Geschäfte, Einstellung der Lieferung von Großhändlern, Zerstörungen und Repressalien für die jüdischen Inhaber.

Es kam zur zwangsweisen Besitzaufgabe, zunächst mit Entschädigung weit unter Wert, später auch zur entschädigungslosen Enteignung.
Kaufpreise wurden oft eingefroren und kamen den Inhabern nicht zugute.

Mit dem Ladenlokal verloren die Händler oft auch die Unterkunft, waren gezwungen, in sog. ‚Judenhäusern‘ unterzukommen. 

 

Die Hoffnung, mit dem wenigen, erlösten Geld eine Flucht und Neuanfang im Ausland zu beginnen, erfüllte sich nicht.  Die Verkaufserlöse waren auf Konten eingefroren und fielen später dem Staat zu.  Es folgten oft Deportation und Ermordung.

Keiner der in Krefeld vertriebenen jüdischen Geschäftsinhaber erhielt sein Geschäft nach Kriegsende zurück. Wenige kamen zurück in die Stadt.

Die Beamten, die nach 1945 über Wiedergutmachungsanträge zu entscheiden hatten, waren oft die gleichen Personen, die vorher die „Arisierungsmaßnahmen“ veranlasst hatten.

Wegen der Beweispflicht der Antragsteller, waren Anträge erfolglos, Besitzansprüche konnten nicht belegt werden, alte Akten waren verbrannt oder verschollen, Zeugen sagten für die neuen Besitzer aus.

Geblieben sind manchmal nur die Häuser. Stolpersteine gibt es vor ehemaligen Geschäften nicht:  Sie liegen nur vor Wohnadressen, jüdischer Bürger.

Die Historikerin Claudia Flümann brachte der Zufall dazu, ein ausführliches Buch über die Vertreibung jüdischer Geschäftsleute aus Krefeld zu schreiben.

Sie fand heraus, dass ihre Eltern zu auffällig günstigen Bedingungen während der Nazizeit drei jüdische Firmen gekauft hat. Das sie die Umstände aufklären wollte, führte zu einer umfangreichen Dokumentation.

Besuch in der Villa Merländer

Ein Koffer.

Das Symbol für Menschen auf der Reise.

Krefeld hat in seiner Geschichte viele Zuzügler erlebt.
Bekannt ist die Zuwanderung der Mennoniten ab 1607 oder die Zuwanderung der Gastarbeiter aus Südeuropa, hauptsächlich aus der Türkei ab 1960.

Ganz aktuell kommen Flüchtlinge aus der Ukraine.

Die Zugewanderten sind Teil der Stadtgesellschaft geworden und haben oft für Wohlstand gesorgt.

Dieser besondere Koffer jedoch steht für das Gegenteil von Zuwanderung.
Er ist Teil der Ausstellung in der Villa Merländer und ist ein Symbol für die Vertreibung Bürger jüdischen Glaubens und weiterer Verfolgter in der NS-Zeit.

Richard Merländer entstammt einer Kaufmannsfamilie, war ab 1905 Großhändler für Textilwaren in Krefeld.  1938 wurde er gezwungen, Firma und Wohnsitz aufgeben, wurde deportiert und 1942 im KZ ermordet.

 
In seinem ehemaligen Haus Villa Merländer, wird die Geschichte der Krefelder Juden durch die NS- Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld in vielfältiger Weise dokumentiert . Eine Ausstellung berichtet über die Geschehnisse zwischen 1933 und 1945. Es finden sich viele Dokumente und Fotos aus dieser Zeit.

Die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Krefelder Stadtgeschichte und die Zerstörungen in der Innenstadt sind ebenfalls eindrucksvoll beschrieben.  Hier wird deutlich, das Krefelds historische Altstadt durch Bombenangriffe fast vollständig verloren ging.

Von der Dokumentationsstelle wird auch das Verlegen der „Stolpersteine“ gegen das Vergessen in Krefeld betreut.   Zu diesem seit 1992 bestehende Kunstprojekt gibt es bis heute 232 Steine in Krefeld, 7500 in Deutschland und europaweit 70.000. (Quelle: Wikipedia) 

Das gibt es sonst noch Neues in der Villa Merländer: