NS-Dokumentationsstelle plant für 2025 neue Dauerausstellung

Förderung: Zwei neue Mitarbeitende für die Erarbeitung der Konzeption

Die NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld hat von der Landeszentrale für politische Bildung über 52.000 Euro und von der Kulturstiftung der Sparkasse Krefeld 12.250 Euro als Förderung für die Planung und Neukonzeption der inzwischen veralteten Dauerausstellung erhalten. „Zum 100-jährigen Bestehen der Villa Merländer 2025 wollen wir die neue Dauerausstellung eröffnen“, sagt Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle. Mit dem vorgesehenen umfassenden Ansatz wird ein dermaßen breites Themenspektrum abgedeckt, wie es kaum eine andere Einrichtung dieser Art in Nordrhein-Westfalen leistet. Für die Umsetzung wird es deswegen auch inhaltliche Module geben, die temporär in der Villa Merländer gezeigt und dann getauscht werden. „Bei unserem Anspruch, Themen tiefgehend zu betrachten, hätten wir ansonsten nicht den Raum“, erklärt Franz.

Durch die Förderung konnten zwei neue Mitarbeitende für die Neugestaltung eingestellt werden

Die permanente Ausstellung im ehemaligen Wohnhaus des Seidenhändlers Richard Merländer an der Friedrich-Ebert-Straße wurde vor zehn Jahren das letzte Mal ergänzend überarbeitet. Einige Inhalte sind jedoch weit älter. Neben zeitgemäßen und modernen didaktischen Vermittlungsmöglichkeiten sollen vor allem neue Forschungsergebnisse in die Präsentation eingebunden werden. Durch die Förderung konnten zwei neue Mitarbeitende für die Neugestaltung eingestellt werden: Der Historiker Robert Muschalla und Franziska Penski, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der NS-Dokumentationsstelle. Der 48-Jährige kuratiert die Neuausrichtung in Krefeld, wie er es bereits für Ausstellungen des Deutschen Historischen Museums in Berlin und des Deutschen Bergbaumuseums in Bochum gemacht hat. Penski engagiert sich seit Jahren als ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Krefelder NS-Dokumentationsstelle. Die 30-Jährige studierte Geschichte und Jüdische Studien an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Eine ihrer Aufgaben wird es sein, Archivbestände nach Themenfeldern zu sichten, die bislang kaum oder keine Beachtung gefunden haben, aber in die Neuausrichtung eingebunden werden könnten. Für die inklusive Vermittlung kümmert sie sich zudem um die Einbindung der „Leichten Sprache“, um Menschen mit Behinderung und Menschen mit Migrationshintergrund auf einer barrierefreien Ebene anzusprechen.

Die Verfolgung und Ermordung jüdischer Mitbürger bleibt weiterhin ein wesentliches Thema

Die neue Dauerausstellung soll nicht nur ein Ort der dokumentierten Verfolgung, sondern auch des Lebens der Menschen vor, während und nach der NS-Diktatur sein. „Dementsprechend wird es neue Schwerpunkte in der Dauerausstellung geben“, sagt Muschalla. Die Verfolgung und Ermordung jüdischer Mitbürger bleibt weiterhin ein wesentliches Thema. Ein verstärkter Blick richtet sich künftig aber auch auf Biographien von Menschen aus Opfergruppen wie den Homosexuellen, Sinti und Roma und den Zwangsarbeitern in Krefeld. Zudem werden lokale Täter und ihre Biographien thematisiert. Bei ihrer Darstellung beschränke man sich hier nicht nur auf die NS-Zeit, sondern wird zeitliche Kontinuitäten und Brüche darstellen. „Das spielt in der Bildungsarbeit eine wichtige Rolle“, sagt Franz. Weitere neue Bereiche widmen sich der sogenannten „Entarteten Kunst“ in der NS-Zeit ausgehend von den Campendonk-Wandbildern in der Villa Merländer sowie lokalen Lebensgeschichten wie die des ehemaligen Hauseigentümers Richard Merländer.

Kinder und Jugendliche für das Thema in Zukunft zu sensibilisieren bleibt wesentlicher Aspekt

Ein wesentlicher Aspekt bildet ferner die Herausforderung, wie Kinder und Jugendliche für das Thema in Zukunft sensibilisiert werden können. „Was hat das eigentlich mit mir zu tun?“ – Diese Frage soll im Vorfeld der Neukonzipierung mit der Zielgruppe zusammen erarbeitet werden. „Viele Umfragen zeigen, dass sich Kinder und Jugendliche für das Thema interessieren. Wichtig ist aber die Form der Vermittlung“, betont Franz. Deswegen sollen Schüler der 14 Kooperationsschulen der NS-Dokumentationsstelle nicht nur befragt werden. „In Gesprächsrunden möchten wir ein breites Feedback erhalten, das in die Konzeption einfließen soll“, sagt Muschalla.

Förderer und Sponsoren für die Realisierung der neuen Dauerausstellung werden benötigt

Die NS-Dokumentationsstelle benötigt Förderer und Sponsoren für die Realisierung der neuen Dauerausstellung. „Sobald wir mit der Konzeption soweit sind, dass wir einen Kostenrahmen einschätzen können, würden wir uns sehr freuen, wenn uns Firmen, Institutionen oder Privatpersonen aus der Krefelder Stadtgesellschaft bei der Umsetzung unterstützen“, sagt Franz. Wer sich jetzt schon für das Projekt interessiert oder vorab eine finanzielle Unterstützungen zusagen möchte, kann sich bei ihr per E-Mail an sandra.franz@krefeld.de melden.

Das gibt es sonst noch Neues in der Villa Merländer: