Familie Barsdorf -Grünberg
Südwall 11

Stolperstein-Geschichten in Krefeld

Eine Familie zerrissen zwischen Flucht, Deportation und Ermordnung

Der jüdische Kaufmann Julius Jacob Barsdorf, geboren am 19.03.1845 in Neu-Brandenburg, kam im Jahre 1872 mit seiner Frau Agnes geb. Goetz (geb. 21.11.1855 in Hamburg) nach Krefeld. Barsdorf war von Beruf Seidenwarenhändler. Er leitete zunächst und übernahm dann um 1890 die Seidenwarenhandlung R. D. Warburg & Co. im Haus Südwall 11. Seine Frau entstammte einer wohlhabenden Hamburger Bankiers- und Kaufmannsfamilie. Nach dem Tod von Julius Barsdorf 1897 übernahm Agnes Barsdorf die Firma. 1897 erwarb sie auch das Haus Südwall 11 und zog mit ihrer Familie dorthin.

Julius und Agnes Barsdorf hatten vier Kinder: den am 21.08.1875 geborenen Sohn Julius, die am 16.12.1881 geborene Tochter Olga, die am 17.06.1884 geborene Tochter Alice, den am 4.01.1892 geborenen Sohn Edgar und ihren Sohn Ernst.

Julius jun. heiratete 1911 die am 11.10.1886 in Mülheim/Mosel geborene Irma Strauss. Der 1914 geborene Sohn Hans starb bereits 1920. Julius Barsdorf übernahm die Firma von seiner Mutter, die zusammen mit seiner Frau Irma und dem Kaufmann Johannes Horten als Proku-ristin im Geschäft tätig wurde. Ab 1919 wohnte Julius Barsdorf mit seiner Familie im Haus Uerdingerstraße 250. Er starb am 21.07.1930.

Olga heiratete den am 15.12.1876 in Wetter/Ruhr geborenen Kaufmann Julius Grünberg und zog zu ihm nach Mönchengladbach. Dort kam am 9.07.1907 der Sohn Arthur zur Welt. 1909 kam die Familie nach Krefeld und wohnte ab Mai 1933 im Haus Südwall 11. Julius Grünberg war als Handelsvertreter tätig.

Nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gekommen waren, wurde die Firma geschlossen. Edgar, der jüngste Sohn von Julius und Agnes Barsdorf, emigrierte nach Süd-amerika, ebenso Arthur Grünberg, der Sohn von Olga und Julius Grünberg.
Alice Barsdorf verstarb am 19.12.1939 eines natürlichen Todes und wurde auf dem Krefelder Neuen jüdischen Friedhof bestattet.

Im November 1938 war das Büro der Krefelder Synagogengemeinde in das Haus Südwall 11 verlegt worden, nach der Zerstörung der Krefelder Synagogen und jüdischen Gemeindeein-richtungen während des Novemberpogroms. Das Büro bestand bis zum Juli 1942.
Ab November 1938 wurde das Haus auch als „Judenhaus“ benutzt. Eigentümerin war aber bis mindestens 1940 weiterhin Agnes Barsdorf. Bis Juli 1942 lebten mindestens 39 Krefelder Jüdinnen und Juden im Haus, meist nur für kurze Zeit. Einigen gelang noch die Emigration. Die meisten wurden jedoch nach und nach bei den ab Herbst 1941 einsetzenden Deportatio-nen aus Krefeld verschleppt.


Irma Barsdorf, die Witwe von Julius Barsdorf jun., hatte bis zum Juli 1941 im Haus Richard-Wagnerstraße 5 gelebt, ebenfalls einem „Judenhaus“. Sie kam dann auch in das Haus Süd-wall 11. Im Oktober 1941 gelangte sie mit einem geschlossenen Sammeltransport über Ber-lin nach Barcelona, von wo aus sie nach Habanna/Kuba emigrieren konnte. Später lebte sie in den USA.

Agnes Barsdorf sowie Julius und Olga Grünberg wurden am 25.07.1942 von Krefeld über Düsseldorf nach Theresienstadt deportiert. Agnes Barsdorf verstarb dort am 22.12.1942. Julius Grünberg war dort bereits am 25.11.1942 gestorben. Olga Grünberg wurde am 15.05.1944 von Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt, wo sie am selben Tag ermordet wurde.

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