Familie Herz und Coppel
Bahnhofstraße 48

Stolperstein-Geschichten in Krefeld

Nur zwei überleben den Holocaust

In diesem Haus wohnte das Ehepaar Salomon und Anna Herz geborene Kaufmann. Das Paar bekam sechs Kinder. Als die Verfolgung durch die Nationalsozialisten begann, war Anna Herz bereits Witwe. Ihr Mann Salomon war 1929 gestorben. Im Haus lebte nur noch ein Teil der bereits erwachsenen und verheirateten Kinder: Hermann (Jg. 1899) mit Elisabeth geborene Katz (Jg. 1902), Antonie Coppel geboren Herz (Jg. 1903) und ihr Mann Alfred (1909), sowie Hedwig Herz (Jg. 1919). 

Anna Herz (Jg. 1873) hatte von ihrem Mann Salomon einen Metallbetrieb auf der Niederstr. 129 und die Wohnhäuser Bahnhofstraße 44 und 48 geerbt. Das Unternehmen wurde 1939 liquidiert, die Häuser an die Firma Holtz & Willemsen verkauft. Anna Hertz musste Uerdingen verlassen. Ihre Anschrift in Krefeld war ab April 1939 Oelschlägerstr. 63. Im Juli 1941 folgte ein erzwungener Umzug in das Judenhaus Peterstr. 30 a, im November in das Judenhaus Westwall 50. Als letzte der Familie wurde sie von dem „Altentransport“ im Juli 1942 nach Theresienstadt erfasst. Dort lebte sie nur wenige Monate unter unsäglichen Bedingungen. Im September 1942 folgte der Transport in das Vernichtungslager Treblinka, wo sie wahrscheinlich kurze Zeit nach der Ankunft vergast wurde. 

Hermann Herz, der älteste Sohn, war zur Hälfte Mitinhaber der Maschinenbaufirma Firma Overbeck und & Co., Eupener Straße 167 (Nauenweg 31), und lebte mit seiner Frau Elisabeth in seinem Elternhaus. Elisabeth war von Beruf Stenotypistin. Das Ehepaar machte die ersten Umzüge von Anna Herz mit, wurde aber schon im April 1942 nach Izbica deportiert. Dort verliert sich die Spur, so dass man nicht sagen kann, ob Hermann und Elisabeth Herz vor Ort oder in den Vernichtungslagern Belzec oder Sobibor ermordet worden sind. 

Antonie Herz war Gärtnerin und hatte einen Gartenbaubetrieb in Hohenbudberg, Duisburger Str. 249. Die Blumen verkaufte die Gärtnerei Herz unter anderem auf dem Uerdinger Wochenmarkt. Im April 1938 kam es hier zu einer privaten Boykottaktion eines 21-jährigen HJ-Fähnleinführers. Die Aktion führte dazu, dass der Marktstand abgebaut werden musste. Im September 1938 heiratete Antonie Herz ihren Angestellten Alfred Coppel. Die Gärtnerei wurde zwangsweise an Josef Grosse-Brockhof verkauft. Mit dem Rest der Familie musste das Ehepaar Coppel 1939 Uerdingen verlassen. Von der Petersstraße 30a aus wurden die beiden 1941 mit der ersten Deportation aus Krefeld nach Lodsch verschleppt. Sie überlebten dort bis zur Auflösung des Ghettos 1944 und überstanden eine weitere Deportation nach Auschwitz. Vom KZ Auschwitz ging es für Antonie Coppel weiter in das KZ Stutthof. Sie starb am 1. Dezember 1944 in Stutthof. Auch für Alfred Coppel ging es noch weiter. Man zwang man ihn in das Außenlager des Konzentrationslager Dachau Kaufbeuren-Riederloh, wo er am 15. Dezember 1941 starb. 

Hedwig Herz war das Nesthäkchen in der Familie. Bis zum Mai 1933 besuchte sie das heutige Ricarda-Huch-Gymnasium. Im Februar 1939 gelang ihr die Emigration nach Großbritannien. Wahrscheinlich hatte sie dabei die Unterstützung ihrer älteren Schwester Babette, die schon 1933 nach England ausgewandert war, weil man ihr in Deutschland die Zulassung als Ärztin verweigert hatte. 

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