Reno Müller und der Bürgerverein Bismarckviertel informieren gemeinsam mit der NS-Dokumentationsstelle

Jüdische Familien im Bismarckviertel

Inzwischen sieht man sie an vielen Stellen im Bismarckviertel in Krefeld-Cracau: die Stromkästen, die von der historischen Vergangenheit des Viertels erzählen. Die Idee geht zurück auf die Initiative des Messe- und Ausstellungsunternehmens Reno Müller, welches seit etwa zwei Jahren am Bismarckplatz zuhause ist.

 

Reno Müller haben die grauen Kästen, die er teilweise aus seinem Büro sehen konnte, direkt ein wenig gestört und er ergriff die Initiative: über 40 Kästen sind inzwischen von vielen Nachbarn, teilweise mit Ihren Kindern und ihm selbst verschönert worden, mehr als dreißig davon mit informativen Folien beklebt. Angenommen werden die Angebote von allen Generationen: Großväter bleiben mit ihren Enkel*innen stehen und versuchen die Winkel der historischen Aufnahmen nachzuvollziehen, Passant*innen beginnen spontan, sich mit der Geschichte ihres Viertels auseinanderzusetzen.
Reno Müller wird bei seinem Projekt unterstützt vom Bürgerverein Bismarckviertel, die die rund 100€ Kosten pro Kasten übernehmen – gestrichen wird dabei selbst, um die Kosten erschwinglich zu halten.
In diesem Monat bekommen die sechs Kästen an der Roonstraße Ecke Friedrich-Ebert-Straße einen neuen Anstrich durch die Anliegerin Ina Frank. Die anschließend aufgebrachten Bilder erzählen dabei von Menschen, die hier im Viertel ihr Zuhause hatten, bis sie im Nationalsozialismus brutal vertrieben wurden. Die Kästen befinden sich genau in der Mitte zwischen den Häusern Friedrich-Ebert-Strasse 23 und 42. In der 23 lebte die Familie Meyer, das Ehepaar Karl und Martha mit den Töchtern Ruth und Ilse, später zog die Großmutter Emilie noch mit ins Haus. In der Hausnummer 42 lebte der Seidenhändler Richard Merländer – in seinem Haus befindet sich heute die NS-Dokumentationsstelle der Stadt.

Die Geschichten, die mit den beiden Häusern verknüpft sind, sind nun zudem auf den Kästen nachlesbar und geben dem Betrachter Gelegenheit, sich mit dem Schicksal dieser Familien im Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Sie stehen damit exemplarisch für zahlreiche weitere vergleichbare Geschichten auf den benachbarten Straßen und in der ganzen Stadt.
Der Familie Meyer setzte die Krefelder Autorin Ulrike Renk mit ihrer Seidenstadtsaga ein literarisches Denkmal, zudem befinden sich vor beiden Häusern jeweils Stolpersteine.
Viele weitere Kästen werden sukzessive zu den bereits gestalteten hinzukommen und Geschichten von Menschen, Gebäuden und der Entwicklung der Stadt Krefeld erzählen. So kann der Spaziergänger im Bismarckviertel spannende Geschichte erlaufen.

Das gibt es sonst noch Neues in der Villa Merländer: