Öffnungszeiten: Mittwoch 9 bis 14 Uhr und jeden vierten Sonntag 14 bis 17 Uhr; eine Stunde vor und nach Veranstaltungsbeginn, sowie nach Vereinbarung.
Die sorgfältige und verantwortungsvolle Verwendung von Sprache ist wichtig, insbesondere im Kontext der Einschätzung von Institutionen, die einen großen Einfluss auf die Gestaltung unserer Gesellschaft ausüben. Das Team der NS-Dokumentationsstelle hat sich in Kooperation mit dem Villa Merländer-Verein vorgenommen, über Sprache besser aufzuklären. Entstanden sind unterschiedliche Kurzvideos, die auch bei Social Media veröffentlicht wurden. Die Reihe dieser Worte soll fortgehend weitergeführt werden.
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Der Begriff „Lügenpresse“, hat das Potenzial tiefgreifende Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung sowie auf das gesellschaftliche Gefüge im Allgemeinen zu hinterlassen. Warum das gerade in diesem Beispiel so bedenklich ist, soll nachfolgend erklärt werden.
Misstrauen gegenüber den Medien
An erster Stelle steht die potenzielle Erschütterung des Vertrauens in die Medien und ihre journalistische Tätigkeit, die durch die Verwendung des Begriffs „Lügenpresse“ bewirkt werden kann. Diese Wirkung manifestiert sich durch die Verbreitung eines großen Misstrauens gegenüber den von den Medien präsentierten Informationen. Ein so ausgelöster Mangel an Vertrauen kann zur Folge haben, dass Menschen sich von bedeutenden Informationsquellen abwenden und stattdessen nur noch nach solchen suchen, die ihre bereits bestehenden Ansichten bestätigen. Eine derartige Entwicklung birgt das Risiko, dass breite Teile der Öffentlichkeit nicht mehr in der Lage sind, informierte Entscheidungen zu treffen oder ein ausgewogenes Bild von den Geschehnissen zu erhalten.
Historische Verbindung mit der Zeit des Nationalsozialismus
Ein weiteres Argument gegen die Nutzung des Begriffs „Lügenpresse“ ist seine historische Verbindung mit der Zeit des Nationalsozialismus. Während dieser Zeit diente der Begriff dazu, die unabhängige Presse zu diffamieren und die Propaganda des Regimes zu unterstützen. Ein historischer Kontext, der nicht ignoriert werden sollte und nur eines von vielen Beispielen dafür ist, welche potenziell verheerenden Auswirkungen bestimmte Begriffe entfalten können.
Bedrohung für die Grundpfeiler der Demokratie
Die gegenwärtige Verwendung des Begriffs – im Besonderen durch rechtsextremistische Gruppierungen – zur Diskreditierung politischer Gegner und zur Entziehung jeglicher Glaubwürdigkeit der Presse ist besorgniserregend. Sie stellt eine unmittelbare Bedrohung für die Grundpfeiler unserer Demokratie dar, denn eine unabhängige Presse ist eine ihrer wichtigsten Bestandteile. Die Verwendung eines Begriffs, der dazu beiträgt, das Vertrauen in unsere Medienlandschaft gänzlich zu erschüttern, ist nicht nur unreflektiert, sondern auch im höchsten Maße unverantwortlich.
Kritik sollte konstruktiv geäußert werden
Unsere diverse Presse- und Medienlandschaft spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung eines transparenten Informationsflusses und der Sicherstellung einer gut informierten Öffentlichkeit. Selbstverständlich ist sie nicht frei von Schwächen und es ist durchaus angebracht, Kritik und Verbesserungsvorschläge anzubringen. Allerdings ist es wichtig, dass diese Kritik konstruktiv formuliert wird, auf sorgfältig überprüften Informationen basiert und dabei berücksichtigt, dass im Journalismus ethische Prinzipien gelten und unabhängige Kontrollmechanismen existieren. Zusammenfassend ist der Begriff „Lügenpresse“ unreflektiert und gefährlich. Durch seine Verwendung wird das Vertrauen in unsere Medienlandschaft gedankenlos untergraben, der historische Kontext ignoriert und der Presse pauschal die absichtliche Verbreitung von Falschinformationen unterstellt.
Warum ist es nicht ok, „Du Assi“ zu sagen?
Der Begriff „Assi“ wie wir ihn heute verwenden geht zurück auf die Verwendung im Nationalsozialismus. Gebrandmarkt wurden damit alle Menschen, die nicht ins Bild der „Volksgemeinschaft“ passten und im Land unerwünscht waren. Mit einem schwarzen Winkel auf der Häftlingsuniform wurden Menschen als „Asoziale“ in Konzentrationslagern inhaftiert: Unter anderem im Konzentrationslager Sachsenhausen wurden zwischen 1936 und 1945 zahlreiche Menschen unter diesem Vorwand gefangen gehalten, misshandelt und getötet. Die Kategorie galt schnell für all jene, die nicht die nationalsozialistische Weltsicht teilten und wandelte sich ganz nach den Bedürfnissen des Regimes. Wer genau als „asozial“ galt, dafür gab es keine genaue Definition.
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Spielen mit Stereotypen und Vorurteilen
Die Ausgrenzung von Erwerbslosen, Menschen mit Lebensmittelpunkt Straße und sozial schwächer gestellten Personen war übrigens keine Erfindung des Nationalsozialismus. Die Begrifflichkeit „asozial“ ist im 17. Jahrhundert entstanden und basiert auf Vorurteilen und Stereotypen, die es auch lange vorher schon gegeben hat. Der Vorwurf, Arbeitslose seien selbst schuld an ihrer Situation ist mehrere Jahrhunderte alt und war bereits damals vereinfacht und falsch. Schon im 17. Jahrhundert gab es Bettlerverordnungen, Armenverordnungen und Vorurteile gegen diejenigen, die am Existenzminimum lebten und eigentlich besonders verwundbar waren.
Regime nutze es als Sammelbegriff
1933 gab es „Bettlerrazzien“, die sich gegen Wohlfahrtsempfänger:innen, Alkoholiker:innenn und weitere Menschen am Rande der Gesellschaft richteten. Später kamen Menschen hinzu, die gegen das Gesetz verstoßen hatten. Gelegenheitsverbrecher:innen, Zuhälter oder auch Frauen, denen man Prostitution vorwarf. Dazu kamen Wanderarbeiter:innen, Sinti und Roma und Erwerbslose, die man als arbeitsscheu bezeichnete. Es handelte sich also um einen großen und breiten Sammelbegriff, der dem Regime viel Spielraum lieferte.
Es gibt keine seriöse Schätzungen zu Morden von „Asozialen“
Wie viele Menschen im Nationalsozialismus unter dem schwammigen Begriff des „Asozialen“ verfolgt und getötet wurden, ist bis heute unklar. Die wenigsten der Opfer sind überhaupt bekannt, eine seriöse Schätzung ihrer Zahl gibt es nicht. Die Opfergruppe selbst ist bis heute nicht als solche anerkannt. Dies mag auch daran liegen, dass wohl keiner derer, die als „asozial“ verfolgt wurden, sich selbst so bezeichnet hätte. Asozialität war eine Fremdzuschreibung durch die Nationalsozialisten.
Lobby fehlt bis heute
Den Opfern der Verfolgung als „Asoziale“ fehlt seit jeher eine Lobby. Es gibt kein Denkmal für sie. Die meisten von ihnen standen vor dem Nationalsozialismus am Rande der Gesellschaft – und auch danach.
Viele Personen, die sich für Erinnerungskultur einsetzen, stammen aus dem bürgerlichen Umfeld, sie verdienen gut und arbeiten in beständigen, anerkannten Berufen. Das soll kein Vorwurf sein, bedeutet aber, dass sie meilenweit von der Lebenswirklichkeit der Menschen, die auf der Straße leben und nicht mehr als das Existenzminimum oder sogar noch weniger haben, entfernt sind. Und manchmal vielleicht auch noch voller Vorurteile Menschen am Rand der Gesellschaft gegenüber, weil nicht untersucht und Publik gemacht wird, wie solche Menschen in solche Situationen kommen. Man kann sogar so weit gehen zu sagen, dass die Ressentiments der Nationalsozialisten bis heute in unseren Köpfen nachwirken. Und wann immer wir jemanden als „du Assi!“ bezeichnen, machen wir das deutlich.
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Das Wort „Reichskristallnacht“ impliziert, dass die Ereignisse vor allem nachts, sodass die meisten Menschen wenig mitbekommen haben, stattgefunden haben und dass vor allem Kristall – also Glas – zu Bruch ging. Beides stimmt so nicht. Die Ausschreitungen begannen zwar in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, dauerten jedoch mehrere Tage.
Das passierte in Krefeld
Sowohl aus Krefeld als auch aus anderen Städten gibt es Augenzeugenberichte davon, dass bei den Angriffen auf Synagogen sowie Geschäfte und Wohnungen viele Schaulustige anwesend waren. Insbesondere die Zerstörungen waren kaum zu übersehen. Es waren nicht nur Fenster zerstört worden, sondern mehrere Gebäude bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Ein Beispiel dafür ist die Synagoge an der Ecke Marktstraße / Petersstraße. Vor zahlreichen Gebäuden lagen tagelang Möbel und Besitztümer, die auf die Straße geworden und teilweise angezündet wurden.
Opfer, die an den Folgen ihrer Verletzungen starben
Ganz ausgeblendet werden mit dem Begriff die Angriffe auf Menschen. 2019 hat die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf eine Untersuchung veröffentlicht, die an 131 Menschen erinnert, die auf dem Gebiet des heutigen Nordrhein- während der Novemberpogrome ermordet wurden, an den Folgen von zugefügten Verletzungen starben oder zum Suizid getrieben wurden. So starb beispielsweise Karl Merländer, der bei seinem Bruder Richard in dem Gebäude lebte, dass heute die NS-Dokumentationsstelle beheimatet, Weihnachten 1938 an den Spätfolgen des Angriffs auf ihn.
Vorurteile werden geschürt
Gleichzeitig klingt das Wort „Kristall“ nach teurem Glas und wird mit Reichtum assoziiert. Damit wird unterbewusst das Vorurteil genährt, dass „alle Juden“ reich gewesen sein. Statt „Reichskristallnacht“ setzen sich – insbesondere in der Wissenschaft – immer mehr die Bezeichnungen „Novemberpogrom“ oder „Novemberpogrome“ durch.
Der Begriff „Euthanasie“ wird häufig für die Tötung von physisch und psychisch beeinträchtigten Menschen während des Nationalsozialismus verwendet.
Das ist schlichtweg falsch!
Das ist die ursprüngliche Bedeutung von Euthanasie
Das Wort stammt aus dem altgriechischen (εὐθανασία) und lässt sich in etwa als „guter, schöner oder gnädiger Tod“ übersetzen. Aus dem Verständnis eines alten Griechen würde es sich bei einem „schönen Tod“ um einen selbstbestimmten und ehrenvollen Tod (auf dem Schlachtfeld) handeln.
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Der Tod der physisch und psychisch beeinträchtigten Menschen während des Nationalsozialismus war weder schön und gnädig-, noch war er selbstbestimmt oder ehrenvoll. Die Menschen wurden vergast, sie verhungerten oder verdursteten oder wurden mit Medikamenten „zu Tode gespritzt“ – sie wurden ermordet.
Bessere Begriffe sind Patient:innenmorde und Krankenmorde.