Öffnungszeiten: Mittwoch 9 bis 14 Uhr und jeden vierten Sonntag 14 bis 17 Uhr; eine Stunde vor und nach Veranstaltungsbeginn, sowie nach Vereinbarung.
Seit dem 13. September präsentieren die Schüler:innen des Berufskollegs Glockenspitz die Sonderausstellung „Mein himmelblaues Akkordeon: Im neuen Format: Bilder zur Lebensgeschichte eines Krefelder Auschwitz-Überlebenden“ in den Räumen der Villa Merländer. Seine Lebensgeschichte bis zur Emigration nach Chile im Jahre 1947 hat der Krefelder Auschwitz-Überlebende Werner Heymann seinerzeit in eigenen Worten verfasst. Das ursprünglich maschinengeschriebene Manuskript war Grundlage für das Buch vom „Himmelblauen Akkordeon“, welches 2008 vom Förderverein Villa Merländer e.V. in Zusammenarbeit mit der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld herausgegeben wurde. Im Jahre 2020 erschien der gedruckte Text als Hörbuch, eingelesen von 21 Krefeldern, die jeweils ein Kapitel der bewegenden Geschichte des Werner Heymann vortragen. Nun wurde die Heymann-Biografie in einer dritten Fassung verarbeitet. Der Villa Merländer e.V. und die NS-Dokumentationsstelle haben ein Projekt ins Leben gerufen, um das „Himmelbaue Akkordeon“ zu bebildern. Leitgedanke des Projektes war ursprünglich das Format einer „graphic novel“. Als Projektpartner gewonnen werden konnten das Berufskolleg Glockenspitz mit der Abteilung Gestaltung.
Dabei entwickelten die Projektpartner:innen des Berufskollegs aus dem ursprünglichen Leitgedanken einen handwerklich kreativen Ansatz und wollen so einzelne Szenen der Biografie grafisch umsetzen. Die Projektpartner:innen der Hochschule wollen sich neben der kreativen Verarbeitung einzelner Begebenheiten aus der Biografie auch grundlegend mit dem Thema befassen. Dazu gehören beispielsweise Fragen nach der Eignung des grafisch bebilderten Formats im Kontext der Geschichte des Nationalsozialismus oder im Hinblick auf deren Rezeption durch eine spezifische – eher jüngere – Zielgruppe. Fachlich unterstützt werden beide Projektpartner durch den Förderverein wie auch durch die NS-Dokumentationsstelle selbst. Erste Projektergebnisse sind seit dem 13.9. 2022 in der Villa Merländer zu sehen.
Wir haben die jungen Künstler:innen einmal gebeten, Ihre Gedanken zum Projekt und zur Geschichte Werner Heymanns in eigene Worte zu fassen:
Iclal: „Werner Heymann hat seine Lebensfreude und Lebensenergie nicht verloren, obwohl er jeden Grund dazu hatte, aufgrund der Sachen, die ihm widerfahren sind.“
Hannah: „Die Biografie von Werner Heymann hat mich besonders beeindruckt, da ich das erste Mal eine Geschichte von der Nachkriegszeit gehört habe, welche in unmittelbarer Nähe war.
Ich persönlich habe noch nie eine Biografie über die Kriegszeit gelesen und war umso schockierter zu hören, was die Menschen in dieser Zeit erleben mussten.“
Lydia: „An Werner Heymanns Biografie hat mich sehr fasziniert, dass Werner Heymann trotz der schlimmen Ereignisse immer Hoffnung hatte. Zudem hat ihn die Musik immer begleitet und davor bewahrt, zu verzweifeln.“
Maren: „Mich hat an der Geschichte Werner Heymanns bewegt, dass er dadurch, dass er seine Leiden durchgestanden hat ohne aufzugeben, viel Kraft und Durchhaltevermögen bewiesen hat.
Aus diesem Grund hat es mich sehr berührt, dass wir durch das Projekt die Gelegenheit bekommen haben, prägende Momente in dem Leben Werner Heymanns gestalterisch darzustellen.“
Diana: „Mich hat am meisten bewegt, dass Werner Heymann am Niederrhein aufgewachsen ist und mir vertraute Orte, in seiner Biografie vorkamen. Er ist durch Straßen und Gassen in Krefeld gelaufen, die auch ich heute entlang gehe und das macht das Buch umso echter, erschütternder für mich.“
Felicitas: „Mich hat die Flucht sehr berührt und, dass er trotz all seiner negativen Erfahrungen immer positiv geblieben ist und nach vorne geschaut hat.“
Laura: „An dem Projekt hat mich besonders bewegt, dass Werner Heymann trotz den Umständen nie seine Lebensenergie und seine Leidenschaft zur Musik verloren hat.“
Vivien: „Während des Projektes war ich immer wieder von dem Lebensmut und der Mentalität Werner Heymanns überascht und teilweise schockiert. Er hat in jeder noch so schlechten Lebenslage stets den Lebensmut behalten. Hauptsächlich getragen durch das Spielen am Akkordeon. Es ist erstaunlich wenn man sich klar macht was die Juden zu dieser Zeit erleben mussten.
Es ist zudem höchst interessant wie viele Bekanntschaften Werner Heymann in seinem Leben geschlossen hat.“
Emily: „Die Geschichte hat mich persönlich sehr bewegt, weil es genau da passiert ist wo ich wohne und mein Umfeld habe. Man hat Bilder von den Orten oder Andenken wie Stolpersteine von damals.“
Arno: „Er konnte trotz der schweren und kummervollen Zeiten stets offen neuen Menschen gegenüber sein und den Alltag vergessen.“
Nadine: „Das Projekt hat mich auf verschiedenste Weise berührt. Die Erzählungen und die örtliche Nähe zu den Geschehnissen löste ein tiefes Entsetzen und Mitgefühl aus, das unglaubliche Durchhaltevermögen Werner Heymanns wirkte inspirierend und ermutigend. Bei der letztendlichen Umsetzung und der davor stattgefundenen Auseinandersetzung mit dem Kapitel sorgte dafür, dass ich in meine Arbeit emotional sehr investiert war.“
Lilly: „Obwohl Werner Hermann viele schlimme Dinge erlebt und gesehen hat, hat er nie seine Lebensfreude und Lebensenergie verloren.“
Alan: „Durch die Geschichte von Werner Heymann betrachte ich mein Leben mit mehr Demut und bin froh darüber, dass ich in eine „bessere“ Zeit hinein geboren wurde. Ich erfreue mich mehr und vor allem länger an kleineren Dingen und begegne schlechte Tage mit einer inneren Gelassenheit. Werner Heymann inspirierte mich, mit seinem unglaublichen Durchhaltevermögen, stets positiv zu denken, den Fokus nicht zu verlieren und Hass nicht mit Hass zu bekämpfen.“
Am 10. November 2022 im Rahmen des Gedenkprogramms an die Opfer des Nationalsozialismus in Krefeld laden die Schüler:innen und der Villa Merländer e.V. ein zu einem „Abend mit dem himmelblauen Akkordeon“. Der Schauspieler Matthias Oelrich wird einige zentrale Kapitel aus dem Buch lesen, einige der Künstler:innen präsentieren Ihre Werke ausführlich vor dem anwesenden Publikum und es sind noch einige weitere Programmüberraschungen geplant.
Der Eintritt ist frei, das Haus freut sich über Spenden. um Voranmeldung unter ns-doku@krefeld.de wird gebeten.