Stolperstein-Geschichten in Krefeld

Gottfried, Luise und Rosalie Gompertz, Wilhelmshofallee 182

Gottfried Gompertz wurde am 27.02.1872 als zweitjüngstes von neun Kindern des jüdischen Viehhändlers Gompel Gompertz und seiner Frau Henriette geb. Sternefeld in Uerdingen geboren.

 

 Um das Jahr 1896 eröffnete Gottfried in seinem Elternhaus Elisabethstraße 92 mit seinem Bruder Max eine „Hut- und Mützenfournituren (= Kurzwaren)- und Seidenwarenhandlung“. Einige Jahre residierte die Firma dann im Haus Blumentalstraße 108, ab 1911 nur noch als „Mützenfabrik“. Seit 1912 war der Firmensitz ein neuerbautes Fabrikgebäude an der Jahn (= Vater-Jahn)-Straße 1-5. Das Gebäude hatten sich Max und Gottfried Gompertz nach Plänen des Architekten Karl Buschhüter errichten lassen. Neben der Mützenfabrik beheimatete das Fabrikgebäude noch Firmen dreier Brüder von Max und Gottfried Gompertz: Die „Krawattenfabrik Josef Gompertz“, Inhaber Josef Gompertz sowie die „Samtfabrik Jinkertz und Gompertz“, Inhaber Eduard und Hermann Gompertz.

 

Im Jahre 1904 heiratete Gottfried Gompertz die am 6.08.1884 in Unna geborene Rosalie Selig. Das Ehepaar zog in das Haus Westwall 180. Am 8.05.1905 wurde die Tochter Hedwig geboren, am 22.12.1907 die Tochter Luise und am 21.07.1916 die Tochter Hannah. Hedwig heiratete 1927 den 1895 in Kalkar geborenen Siegfried Spier. Luise arbeitete nach ihrer Schulzeit als Kontoristin und lebte zeitweise nicht in Krefeld. Hannah, die jüngste Tochter, war Schülerin des Lyzeums. 1921 ließ Gottfried Gompertz für sich und seine Familie in Bockum das Haus Wilhelmshofallee 190 errichten, um 1930 dann auch das danebengelegene Haus Wilhelmshofallee 182, das später vermietet wurde.

 

Gegen Ende der 1920er Jahre zog sich Gottfried Gompertz aus der Mützenfabrik zurück. Ab 1929 betrieb er zusammen mit seinem Schwiegersohn Siegfried Spier eine Seidenwarengroßhandlung, die auch im Gebäude Vater-Jahn-Str. 1-5 angesiedelt war. Er erwarb von seinem Bruder Max dessen Anteil am Fabrikgebäude und dann auch die Mützenfabrik, die ab 1934 als „Mützenfabrik Gottfried Gompertz“ im Adressbuch erschien. Eigentümer der Mützenfabrik waren nun Gottfried Gompertz und Siegfried Spier.

 

Im Mai 1938 zogen Gottfried Gompertz, seine Frau Rosalie und die Tochter Luise in das Haus Wilhelmshofallee 182. Das Haus Wilhelmshofallee 190 wurde an den Direktor der Büttner-Werke, Carl Le Hanne, verkauft. Am 14.07.1938 emigrierte die Tochter Luise nach Kalkutta in Indien. Hannah Gompertz war 1937 nach Essen gezogen und hatte dort den aus Krefeld stammenden Fritz Samson geheiratet.

 

Siegfried Spier, der Schwiegersohn von Gottfried Gompertz, wurde nach dem 9. November 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. In der Folge wurden die beiden Firmen, Gompertz, Spier & Co sowie die Mützenfabrik, am 5.12.1938, verkauft. Nach der Entlassung aus dem KZ emigrierte Siegfried Spier mit seiner Frau Hedwig und der Tochter Ursula am 8.03.1939 nach Stockholm. Hannah Samson geb. Gompertz und ihr Mann emigrierten ebenfalls im Jahre 1939. Sie gingen nach Palästina. Gottfried Gompertz und seine Frau planten, ebenfalls nach Schweden zu emigrieren. Sie schickten sogar schon eine ganze Hauseinrichtung dorthin. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste der Plan aufgegeben werden, die Hauseinrichtung ging verloren.

 

Gottfried Gompertz und seine Frau Rosalie wohnten bis zum November 1941 an der Wilhelmshofallee, dann mussten sie in das Haus Schlageterallee (= Friedrich-Ebert-Straße) 41 umziehen, ein sogenanntes Judenhaus (Im Haus Wilhelmshofallee 182 war laut Adressbuch 1942 danach eine Teppichgroßhandlung untergebracht. Nach dem Krieg war das Haus im Eigentum der Stadt Krefeld).

 

Seit September 1939 war Gottfried Gompertz im Vorstand der Jüdischen Kultusgemeinde e.V. als stellvertretender Vorsitzender tätig, ab 1940 auch als Finanzdezernent. Im April 1942 mussten er und seine Frau noch einmal die Wohnung wechseln. Sie kamen in das „Judenhaus“ Goethestraße 85, das Wohnhaus des Richard Merländer-Compagnons Siegfried Strauß. Am 25.07.1942 wurden Gottfried und Rosalie Gompertz dann nach Theresienstadt deportiert. Am 21.09.1942 kamen sie von dort in das Lager Treblinka, wo Gottfried Gompertz direkt nach der Ankunft und seine Frau wohl kurz darauf ermordet wurden.

 

Hedwig Spier und ihre Familie wanderten nach dem Krieg von Schweden in die USA aus. Luise Gompertz wurde vom Juni 1940 bis zum September 1941 in Indien als „feindliche Ausländerin“ interniert. Später lebte sie dann in Neuseeland.

 

Foto: Die Seidenwarengroßhandlung der Familie.
Bildquelle: Stadtarchiv Krefeld

Das gibt es sonst noch Neues in der Villa Merländer:

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