America (NL)

Das Mahnmal für den Widerstand "De zwarte Plak"

Wir stehen hier zwischen Griendtsveen und America an dem Mahnmal der ums Leben gekommen Widerstandkämpfer aus der Peel. Es ist ein unumstrittenes Zeichen der Erinnerung. Aber diese Erinnerung bedarf noch immer der kritischen Aufbereitung. Nach dem Krieg gab es einige Personen, die sich selbst mit Nachdruck als Helden des Widerstandes zeigten. Es fällt im Gegensatz dazu auf, dass viele Niederländer, die bekanntermaßen im Widerstand tätig waren, nach dem Krieg darüber schwiegen. Sie hatten angesichts der normalerweise brutalen Vergeltungsmassnahmen der Deutschen nicht nur sich, sondern auch ihre Freunde und Nachbarn in Gefahr gebracht.

In dieser Gegend hielten sich während des Krieges einige abgeschossene alliierte Piloten versteckt. Den Ausländern zu helfen war so ziemlich das gefährlichste, was man tun konnte. Ein Mann mit dem Namen Bert Poels war solch mutiger Mensch. Er wohnte hier ganz in der Nähe, in der Nachbarschaft „De Zwarte Plak“. Man kann ziemlich sicher sein, dass er 35 bis 40 Piloten geholfen hat. Aber nach dem Krieg brüstete er sich mit weiteren Heldentaten. Seine ehemaligen Kameraden wandten sich nach und nach von ihm und seinen immer toller werdenden Geschichten ab.

Das Aufhebens, das Poels um seine eigene Person machte, steht in auffälligem Gegensatz zu der Schlichtheit und Ruhe dieses Mahnmals im Nirgendwo. An diese abgelegene Stelle kam es, weil hier zwei niederländische Partisanen einen Anschlag auf die Bahnstrecke verüben wollten. Er galt den deutschen Militärzügen. Die Männer wurden allerdings auf frischer Tat ertappt und an Ort und Stelle von deutschen Soldaten erschossen. Frits de Bruijn und Mart van den Eijnden waren ebenfalls Pilotenhelfer. Und es ist sehr die Frage, ob sie nach dem Krieg daraus eine so große Sache gemacht hätten.

Das Denkmal für den Widerstand "De zwarte Plak" bei America

An der Bahnlinie zwischen den Orten America und Griendtsveen befindet sich ein schlichtes Mahnmal. Es besteht aus einer zwei Meter hohen, langen Mergelmauer, in die zwei Steintafeln eingelassen sind. Die Texte lauten in Übersetzung: „Auch sie gaben ihr Leben für unsere Freiheit“ und „Gefallen für Gott und Vaterland am 5. September 1944“. Links sind neun Namen zu lesen, rechts zwei. Die Tafeln sind mit Kreuzen versehen.

Neben den Steinblöcken hängt die Skulptur einer Madonna mit Kind. Zu deren Füßen sind zwei Menschen zu erkennen. Das Ensemble entstand bereits 1947. Es ist das Ergebnis einer Initiative aus der Region De Peel. Das Mahnmal erinnert an die Männer, die hier im Widerstand gegen die Deutschen ihr Leben verloren haben. Das Mahnmal ist allgemein akzeptiert. Aus Sicht der Historiker ist allerdings die Geschichte des Widerstandes in der Peel noch immer nicht endgültig aufgearbeitet.

Nichts an der Überlieferung über den Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden wird so hoch gehalten wie der Widerstand. Man nimmt an, dass einige zehntausend Personen sich aktiv beteiligten. Der passive Widerstand wird auf einige Prozent der Gesamtbevölkerung geschätzt — und das müssen dann wohl Hunderttausende gewesen sein.

Direkt nach dem Krieg gab es Menschen, die sich sehr nachdrücklich als Helden des Widerstandes präsentierten. Aber es fällt auf, dass viele Niederländer, die zweifelsfrei Widerstand geleistet haben, lange Jahre darüber nicht redeten. Dafür gibt es mehrere Gründe. Ein wichtiger ist, dass Widerstandsaktionen die Bevölkerung in Gefahr brachten. Denn die Besatzer duldeten keine Opposition. Sie stellten einen ganzen Katalog von Gegenmaßnahmen zusammen. Falls sich zum Beispiel Attentäter nicht freiwillig stellten, sollten willkürlich Unbeteiligte verhaftet und vor Ort hingerichtet werden. Das war beileibe keine leere Drohung. Die Deutschen führten mehrere so genannte Geiselerschießungen durch. Die Widerstandskämpfer taten gut daran, sich auch nachträglich nicht zu erkennen zu geben. Denn ob ihre Nachbarn Verständnis dafür gehabt hätten, welcher Gefahr sie ungefragt ausgesetzt wurden, ist doch sehr die Frage.

Nicht alle Widerstandsformen stellten ein unberechenbares Risiko dar. Aber man konnte sicher sein, dass der Verdacht auf Beteiligung den deutschen Sicherheitsdienst auf den Plan rufen würde. Die Folgen waren unter Umständen Festnahme und lange Verhöre, die nicht eben sacht vonstatten gingen. Die Deutschen taten alles, um an Informationen über weitere Beteiligte zu kommen. Sie wollten den Widerstand mit Stumpf und Stiel ausrotten.

In dieser ländlichen Gegend hielten sich viele Menschen vor den Deutschen versteckt. Unter den Illegalen waren Juden, die Razzien entkommen waren, Niederländer, die den Aufrufen zur Arbeit in Deutschland keine Folge leisten wollten und auch einige alliierte Piloten, deren Flugzeuge abgeschossen wurden. Hilfe für ausländische Piloten war besonders riskant. Die Piloten sprachen kaum ein Wort der Landessprache und so konnte man sie im Falle eines Falles schnell identifizieren. Es gehörte schon besonderer Mut dazu, sich eines abgeschossenen Piloten anzunehmen und ihn davor zu bewahren, in die Hände der Besatzer zu fallen.

Der Limburger Bert Poels war so ein Mann, der den Piloten half. Er wohnte hier in der Nähe, in einer Siedlung, die den Namen „De Zwarte Plak“ hat. Das ist eine Ansammlung einzeln liegender Bauernhöfe außerhalb des Dorfes America. Auf den Bauernhöfen und in den sie umgebenden Verstecken saßen nicht nur Piloten, sondern auch Mitglieder der örtlichen Widerstandsorganisation. Genaue Zahlen sind nicht bekannt. Man geht jedoch davon aus, dass alleine Bert Poels 35 bis 40 Piloten half. Dafür wird er häufig und zu Recht gelobt. Bei der Schilderung dieser Rettungsaktionen hätte er es jedoch belassen sollen. Denn es ist schon auffällig, wie sehr er sich in der Nachkriegszeit selbst in den Mittelpunkt stellte und wie viele Heldentaten er außerdem für sich beanspruchte.

Er bat den Schriftsteller Toon Kortooms, der in den Niederlanden durch seinen Heimatroman „Beekmann & Beekmann“ bekannt ist, ein Buch über den Widerstand vor Ort zu verfassen. Das Buch erschien kurz nach dem Krieg. Kortooms bereute später daran mitgewirkt zu haben, denn schon bald nach dem Erscheinen wurde deutlich, dass Bert Poels die Schilderung der Ereignisse zum Eigenlob übertrieben hatte. Kortooms überarbeitete in den folgenden Auflagen die Darstellung, so dass sie sich mehr den Tatsachen annäherte. Der Ruhm von Poels verblasste.

Doch in den 1970er Jahren fand Poels zum zweiten Mal einen Autor. Jan Derix verfasste 1977 unter dem Titel niederländischen Titel „Freund und Feind“ einen Bestseller auf der Grundlage der Erzählungen von Bert Poels. Ohne Zweifel ist es ein packender Roman. Aber es handelt sich um literarisch angereicherte Lebenserinnerungen, und man darf die persönliche Sichtweise eines Einzelnen nicht mit objektiver Geschichtsschreibung verwechseln, die auch andere Quellen nutzt. Viele einstige Weggefährten wandten sich im Laufe der Jahre von Poels ab. Die Tatsache, dass er sich derartig herausheben wollte, sei es mit seinen wirklichen Leistungen, sei es mit Fantasiegeschichten, irritierte sie.

Der Wirbel, den Poels um seine eigene Person machte, steht im schroffen Gegensatz zu der Ruhe des Denkmals bei America. Diese Ruhe wird nur gelegentlich durch die Züge gestört, die auf der Linie zwischen Venlo und Eindhoven vorbeikommen. Den entlegenen Ort wählte man seinerzeit, weil er in etwa an der Stelle liegt, an dem zwei der hier genannten einen Anschlag auf die Bahnlinie verüben wollten. Die Strecke wurde damals für deutsche Militärtransporte genutzt. Die Partisanen wurden auf frischer Tat ertappt und von deutschen Soldaten erschossen. Sie hießen Frits de Bruijn und Mart van den Eijnden. In den Monaten vor ihrem Tod hatten sie dutzende alliierte Piloten in Sicherheit gebracht. Darüber durfte natürlich nicht geredet werden.

Hier finden Sie den Text „Das Denkmal für den Wiederstand „De zwarte Plak“ bei America“.

Sprecher: Wolfgang Reinke
Autor: Erik van den Dungen
Übersetzerin: Dr. Ingrid Schupetta
Dieser Text darf zu privaten Zwecken gerne kopiert werden. Zur Veröffentlichung an anderer Stelle ist das Einverständnis des Autors einzuholen.

Quellen:
Die Debatte lässt sich leider nur nachvollziehen, wenn man einigermaßen niederländische lesen kann:

Toon Kortooms, De Zwarte Plak, Eindhoven 1948
Bert Poels/Jan Derix, Vriend en Vijand, Venlo, 1977
Mathieu Smets, Waarheid en leugen in het verzet, Maasbree 1978

Das Mahnmal für den Widerstand "De zwarte Plak"
Griendtsveenseweg (ohne Nummer)
5966 PW Horst aan de Maas
Das Mahnmal steht an der alten Verbindungsstraße zwischen den Ortsteilen America und Griendtsveen, westlich der N277 (Middenpeelweg).
Öffnungszeiten: Das Mahnmal ist immer zugänglich.

Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Von der Bahnstation Horst-Sevenum kann man den Rufbus 64 (Veolia) nehmen. In America steigt man an der Haltestelle Loohorst aus. Von hier läuft man gut eine halbe Stunde in westlicher Richtung. Der Weg ist nicht wirklich schön.