Overloon (NL)

Das Mahnmal im Kriegsmuseum "Liberty Park"

Das Mahnmal auf dem Gelände des Kriegsmuseums erinnert an die größte Panzerschlacht in der Geschichte der Niederlande. Hier trafen im Herbst 1944 alliierte und deutsche Soldaten aufeinander. Das hatte zwei Gründe:

Einerseits wollten die Alliierten einen Korridor verbreitern, den sie zwischen deutschen Truppenteilen geöffnet hatten, Andererseits hatten die Deutschen den Befehl alles zu tun, um die Maasbrücke in Venlo zu verteidigen – für einen möglichen Gegenangriff.

Overloon lag am nördlichen Rand des Brückenkopfes Venlo. Hier gruben sich deutsche Verbände ein. Ihre Panzer standen bereit. Die Einwohner von Overloon bekamen den Befehl, ihre Häuser zu verlassen.

Am 30. September begannen die Panzer der 7. amerikanischen Panzerdivision den Angriff. Sie wurden später von der 11. britischen Panzer- und der 3. britischen Infanteriedivision unter dem Kommando von General Whistler abgelöst. Die Briten begannen am 12. Oktober mit einem Artilleriebeschuss. Eine regelrechte Feuerwalze bewegte sich auf Overloon zu. Die Infanterie kämpfte um jeden Zentimeter Boden. Zwei Tage später fiel das letzte deutsche Bollwerk im Dorf.

Aber an der Molenbeek, dem Mühlenbach, im Süden von Overloon, ging der Kampf weiter. Unter schweren Beschuss versuchten die Briten das natürliche Hindernis zu überwinden. Der Bach färbte sich rot von ihrem Blut. Deswegen erhielt er den Beinamen Blutbach. Endlich gelang es Venray zu erobern. Am 18. Oktober war die Feldschlacht vorbei. Venray war schwer getrofen, Overloon total zerstört. Es wurden 2.500 Tote und Verwundete gezählt. Dutzende Panzerwracks blieben auf dem Schlachtfeld zurück.

Schon 1945 gab es Vorbereitungen für ein Museum an dem Ort der Schlacht von Overloon. Die Eröffnung wurde 1946 durch General Whistler vorgenommen.

Das Mahnmal im Kriegsmuseum "Liberty Park" bei Overloon

Auf dem Gelände des Kriegmuseums Liberty Park in Overloon befindet sich ein schlichtes Mahnmal. Es besteht aus einer Betontafel, die von Natursteinmauerwerk gehalten wird.

Die niederländische Inschrift lautet in deutscher Übersetzung:
„Steh einen Augenblick still, Besucher, und bedenke, dass der Boden auf dem Du nun verweilst, einer der am meisten umkämpften Orte des Schlachtfeldes Overloon war. Bitter wurde hier gekämpft. Mann gegen Mann. Viele junge Leben, die den Schlachtfeldern von Nettuno und der Normandie entkommen waren, fanden unter diesen Bäumen ihr Ende.“

Das Mahnmal erinnert daran, dass hier die größte Panzerschlacht der niederländischen Geschichte stattgefunden hat: die Panzerschlacht von Overloon. Dabei hatte sich niemand aus dieser Gegend träumen lassen, dass der Name des Örtchens Overloon jemals mit dem einer Schlacht verbunden werden könnte.

Denn über vier Jahre lang war der Zweite Weltkrieg mehr oder weniger spurlos an dem Dorf in Ost-Brabant vorbeigegangen. Natürlich hatten auch die Overlooner deutsche Soldaten durch ihre Straßen ziehen sehen, aber von kriegerischer Gewalt konnte keine Rede sein. Die Menschen passten sich an, und sie versuchten, mit den kriegsbedingten Widrigkeiten auf ihre eigene Art und Weise fertig zu werden. Hier und da gab es auch ein paar Untergetauchte, die natürlich Angst vor einer Entdeckung haben mussten. Und dann wurden gelegentliche Razzien, bei denen Männer für den Arbeitseinsatz in Deutschland mitgenommen wurden, durchgeführt. Aber ansonsten war es in dieser Region relativ ruhig.

Das änderte sich schlagartig, direkt nachdem die Alliierten die Schlacht um Arnheim verloren hatten. Damit verschob sich die Frontlinie Richtung Overloon. Die alliierten und die deutschen Truppen befanden sich hier auf Kollisionskurs. Das hatte zwei Gründe:

Auf der einen Seite wollten die Alliierten ihren Korridor verbreitern. Der Korridor war ein schmales Stück Land, das sie schon vor der Operation Market Garden befreit hatten. Es lag zwischen Eindhoven und Arnheim.

Auf der anderen Seite hatten die deutschen Truppen von höchster Stelle den Befehl erhalten, um jeden Preis die Maasbrücke bei Venlo in ihrem Besitz zu halten, Die Brücke sollte nämlich zu einem deutschen Ausfall in Richtung Westen dienen. Damit wäre den Alliierten der Weg abgeschnitten worden.

Overloon befand sich auf der Nordseite dieses Brückenkopfes. Die Deutschen wollten bei militärischen Aktionen nicht durch Zivilisten behindert werden. Also bekamen alle Anwohner den Befehl, ihre Sachen zu packen und woanders eine Bleibe zu suchen. Damit wurde von einen Tag auf den anderen ein Flüchtlingsstrom ausgelöst.

Am 26. September 1944 spitze sich die Lage zu. Die deutschen Soldaten, die durch Panzer vom Typ Panther unterstützt wurden, hatten sich in einer über einen Kilometer langen Linie eingegraben. Sie wollten sich so den Alliierten entgegenstellen. Die Alliierten hatten zwar mit Widerstand gerechnet. Aber die tatsächliche Schlagkraft haben sie offensichtlich völlig unterschätzt.

Die ersten Tage verbrachte man noch damit, sich aus den jeweiligen Stellungen heraus zu beschießen. Dabei gerieten auch noch die Flüchtlinge zwischen die Fronten.

Am 30. September setzen die Alliierten von Norden her ihren Vormarsch fort. Extra dafür war auch die 7. amerikanische Panzerdivision in Marsch gesetzt worden. Das war der Auftakt zu vielen einzelnen Gefechten, die die Briten später als zweites Caen bezeichneten. Das soll heißen, dass die Kämpfe um Overloon so heftig waren, wie die um die Stadt in der Normandie wenige Monate zuvor. Auf der Gedenktafel wird die Schlacht von Overloon auch mit den Kämpfen bei Anzio-Nettuno verglichen, wo die Amerikaner bei der Landung in Italien ebenfalls außerordentlich viele Gefallene zu beklagen hatten.

Neun Tage lang versuchten amerikanische Sherman-Panzer eine Bresche in die deutschen Linien zu schlagen, aber sie wurden immer wieder abgewehrt, sei es durch Minen, Feld-Artillerie, und, nicht zu vergessen, die Panther-Panzer. Am 8. Oktober zogen sich die erschöpften Amerikaner vom Schlachtfeld zurück. Sie wurden durch die 11. britische Panzer-Division und die 3. britische Infanterie-Division unter Befehl von General Lashmer Gordon Whistler abgelöst.

Nach einigen Tagen Kampfpause wurde für den 11. Oktober ein neuer Angriff angesetzt. Wegen schweren Regens wurde er um einen Tag verschoben. Die Gegend um Overloon hatte sich inzwischen in eine Schlammwüste verwandelt, so dass die britischen Panzer wenig ausrichten konnten. Deswegen bekam die Infanterie die schwere Aufgabe, den deutschen Widerstand zu brechen.

Am 12. Oktober, um 11 Uhr, brach die Hölle los. Anderthalb Stunden wurde aus fast 300 Geschützen auf die deutschen Stellungen gefeuert. Regelrechte Feuerwalzen rollten auf Overloon zu. Direkt dahinter kam die britische Armee. Haus für Haus wurde erobert, mit enormen Verlusten. Und auch in den Wäldern fanden heftige Kämpfe statt.

Der britische Vormarsch durch den Wald war lebensgefährlich. Deutsche Heckenschützen hatten sich an den Bäumen festgebunden, um im Falle einer Verwundung solange wie möglich weiterschießen zu können. Sich ergeben kam nicht infrage. Einige deutsche Soldaten waren so fanatisch, dass sie sogar mit Bajonetten angriffen, wenn ihnen die Munition ausgegangen war.

Am 14. Oktober um vier Uhr nachmittags fiel das letzte deutsche Bollwerk in dem Dorf Overloon. Die zwanzig SS-Männer, die sich in einer Kirche verschanzt hatten, wurden überwältigt. Insgesamt ergaben sich einige Hundert deutsche Soldaten.

Das betraf aber nur Overloon. In den Wäldern südlich von Overloon in Richtung Venray formierten sich die Deutschen erneut. Sie kämpften weiter, unterstützt durch Geschütze, die noch weiter im Süden standen. Die Schlacht war noch nicht beendet.

Das größte Drama ereignete sich bei der Molenbeek, einem Bach zwischen Overloon und Venray. Die ganze Gegend auf beiden Seiten war mit Minen gespickt. Durch den tagelangen Regen war der Bach auf sechs Meter Breite angeschwollen. Die Deutschen konnten lange verhindern, dass eine Brücke geschlagen wurde, aber letztendlich glückte es doch. Die Panzer, die darüber rollten, blieben aber gleich danach hoffnungslos im Schlamm stecken. Unter mörderischem Maschinengewehrfeuer versuchten die Briten die andere Seite zu erreichen. Der Bach wurde rot von ihrem Blut und bekam danach den Beinamen „Bloedbeek“, auf deutsch „Blutbach“.

Am Abend des 16. Oktober ging es endlich weiter. Drei Tage später wurde Venray – erneut nach schwerem Häuserkampf – erobert. Damit war die Schlacht entschieden. Venray war schwer getroffen. Overloon total zerstört. Man zählte 2.500 Tote und Verletzte. Dutzende Panzerwracks blieben auf dem Schlachtfeld zurück.

Harry van Daal, ein Einwohner von Overloon, war von den Ereignissen so beeindruckt, dass er sich vornahm, einen Teil des Schlachtfeldes zu erhalten und als Museum einzurichten. Schon 1946 wurde in Anwesenheit von General Whistler, vom dem Sie oben schon gehört haben, das Kriegsmuseum von Overloon offiziell eröffnet. Bald wurde es zum größten Museum der Niederlande über den Zweiten Weltkrieg.

Hier finden Sie den Sprechtext „Das Mahnmal im Kriegsmuseum „Liberty Park“ bei Overloon“.

Sprecher: Wolfgang Reinke
Autor: Erik van den Dungen
Übersetzerin: Dr. Ingrid Schupetta
Dieser Text darf zu privaten Zwecken gerne kopiert werden. Zur Veröffentlichung an anderer Stelle ist das Einverständnis des Autors einzuholen.

Das Mahnmal im Kriegsmuseum "Liberty Park"
Liberty Park, Museumpark 1
5825AM Overloon
Öffnungszeit: Täglich geöffnet, außer am 24., 25. und 31. Dezember, sowie am 1. Januar. Werktags von 10 bis 17 Uhr, an Wochenenden und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Mehr Informationen im Internet unter www.oorlogsmuseum.nl. Das Museum ist auf größere Gruppen (Schulklassen) eingestellt.

Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Montags bis Freitags fährt vom Bahnhof Boxmeer der Nachbarschaftsbus 259 in Richtung Rijkevoort/Landhorst. Aussteigen muss man in St. Anthonis an der Haltestelle De Brink. Von dort geht es weiter mit dem Nachbarschaftsbus 292 in Richtung Venray. Der hält in Overloon an der Museumslaan. (Reisezeit insgesamt etwa 30 Minuten, nicht mehr als acht Passagiere). Von dort sind es noch fünf Minuten Fußweg. Für die Rückfahrt nimmt man am besten den Bus gegen 16 Uhr, denn später sind die Verbindungen schlecht. Und am Wochenende fährt gar nichts. Günstiger ist die Kombination mit Bahn und Fahrrad. Dann kann man nämlich in Vierlingsbeek ausstiegen und die vier Kilometer zum Museum radeln.