Maasbracht (NL)

Der Schiffsfriedhof

An der Hafenstraße in Maasbracht steht das Denkmal „Schepenkerkhof“, auf deutsch „Schiffsfriedhof“. Es besteht aus einer Bronze-Skulptur, die dreizehn beschädigte Schiffe darstellt. Sie ruht auf einem rundgemauerten Bereich aus roten Backsteinen. Das Denkmal erinnert an eine der größten Katastrophen in der Geschichte der niederländischen Binnenschifffahrt. Sie ereignete sich am 30. September 1944.

Der Hafen von Maasbracht war damals einer der größten Binnenhäfen der Niederlande. Im Herbst 1944 rückten die Alliierten schnell vor. Maasbracht war aber noch von den Deutschen besetzt. Der Hafen sollte nicht in die Hände der Alliierten fallen. Deswegen erteilte ein deutsches Sprengkommando am 29. September 1944 den Befehl, dass die Besatzungen aller Schiffe, die damals im Hafen von Maasbracht lagen, ihr Schiff verlassen mussten. Am nächsten Tag riegelten deutsche Soldaten das Hafenbecken ab, in dem sie zwei Zementschiffe versenkten. Es waren damals 240 Schiffe, die zwischen den beiden Zementschiffen auf der einen Seite und einer Schleuse auf der anderen Seite festlagen. Eins nach dem anderen wurden die Schiffe gesprengt.

Der Hafenmeister hat wenig später aufgeschrieben, welche Schiffe dort unter Wasser lagen. Bei den meisten konnte er den Namen erkennen. Bei den Schiffen, die zu tief versunken waren, machte er jeweils ein Fragezeichen. Seine Liste ist bis zum heutigen Tag im Schifffahrtsmuseum in Maasbracht zu sehen.

Der Schiffsfriedhof in Maasbracht

An der Hafenstraße in Maasbracht steht das Denkmal „Schepenkerkhof“, auf deutsch „Schiffsfriedhof“. Es besteht aus einer Bronze-Skulptur, die dreizehn beschädigte Schiffe darstellt. Von einem vierzehnten ragt nur der Bug aus dem Untergrund. Die Schiffe liegen bunt durcheinander. Schwarze Masten, die aus ihnen aufragen, wirken wie Kreuze auf dem Friedhof. Vor der Skulptur ist auf einem aus roten Backsteinen rundgemauerten Bereich eine silberfarbene Metallplakette angebracht. Die Inschrift lautet: „Schepenkerkhof, Maasbracht 1944“. Sie enthält außerdem die Information, wer die Skulptur geschaffen hat, nämlich Frans Jansen, und aus welchem Jahr das Denkmal stammt: 2004. Es wurde zum 60. Jahrestag einer der größten Katastrophen in der Geschichte der niederländischen Binnenschifffahrt aufgestellt. Sie ereignete sich am 30. September 1944 im Hafen von Maasbracht.

Der Binnenhafen von Maasbracht war in der Kriegszeit einer der größten Binnenhäfen der Niederlande. Im Herbst 1944 rückten die Alliierten schnell vor. Besonders nach der misslungenen Aktion „Market Garden“ suchte der deutsche Oberbefehlshaber nach Möglichkeiten, ihnen den Weg abzuschneiden. Außerdem musste er annehmen, dass wichtige strategische Verbindungen und Einrichtungen leicht in die Hände der Alliierten fallen könnten. Die niederländische Bevölkerung sah diese ja als Befreier an.

Ende September 1944 war ein kleiner Teil der Provinz Limburg schon befreit, genauer gesagt, der Süden und der Westen von Maasbracht. Aber im Ort Maasbracht selbst herrschten noch die deutschen Besatzer. Zu der Zeit lagen dort besonders viele Schiffe im Hafen, was unter anderem daran lag, dass die Schleuse defekt und eine Weiterfahrt deswegen nicht möglich war.

Angesichts der anrückenden Streitkräfte erteilte ein deutsches Sprengkommando am 29. September 1944 den Befehl, dass alle Besatzungen ihre Schiffe verlassen mussten. Am nächsten Tag riegelten deutsche Soldaten das Hafengebiet ab, in dem sie zwei Zementschiffe versenkten. Es waren damals 240 Schiffe, die zwischen den beiden Zementschiffen auf der einen Seite und der defekten Schleuse auf der anderen Seite festlagen. Eins nach dem anderen wurden die Schiffe von den deutschen Soldaten gesprengt. Dazu brachten sie in jedem Schiff drei Dynamitladungen an, je eine vorn, in der Mitte und hinten im Schiff, wodurch die meisten Schiffe zehn Minuten nach der Sprengung untergingen.

Die Schiffe, die mit Stolz von Generation zu Generation in den Schifferfamilien vererbt worden waren, versanken so eins nach dem anderen unter der Wasseroberfläche, ein Vorgang, bei dem selbst hartgesottene Schiffer die Tränen kaum unterdrücken konnten. Nun standen die Schifferfamilien auf der Straße, denn die Schiffe waren ihr zuhause gewesen. 1000 Menschen verloren von einen Tag auf den anderen ihre Bleibe – und das zu Beginn der kalten Jahreszeit. Ein Teil fand in der unmittelbaren Umgebung Obdach. Sie wurden von der Bevölkerung von Maasbracht aufgenommen, obwohl der Ort selbst nur 2.000 Seelen zählte.

Der damalige Hafenmeister ist bald nach der Sprengung mit einem Boot losgerudert. Er hatte einen Notizblock mitgenommen und darauf eine Liste aller Schiffe, die dort lagen, angefertigt. Bei den meisten Schiffen konnte er die Namen notieren. Bei anderen Schiffen, die zu tief lagen, um die Namen zu erkennen, machte er ein Fragezeichen. Die Liste ist bis zum heutigen Tag im Schifffahrtsmuseum in Maasbracht zu sehen.

Im Februar 1945 wurde Maasbracht befreit. Sobald es nach dem strengen Winter sicher genug war, haben Einwohner und Schiffer einige Schiffe aus dem Wasser geholt. Sie konnten dazu noch erhaltene Hafenkräne benutzen. Reparaturen waren möglich, und ein Teil der Schiffe konnte wieder ihrer Bestimmung übergeben werden.

Im Hafen können Sie den Frachter “Nooit Volmaakt” liegen sehen. Das Schiff wurde 1899 gebaut. Der Eigner verwendete es anfangs zu Fischfang, später zum Transport von Sand und Kies. So hatte der Frachter schon einiges hinter sich, als er im Hafen von Maasbracht vor Anker ging. Wenn Schiffe sprechen könnten, dann würde dieses allerhand erzählen, von der Zeit vor über hundert Jahren, als es gebaut wurde.

Der Frachter lag 1944 am Hafeneingang. Man vermutet, dass diese Lage das Schiff vor dem Untergang gerettet hat, weil die Wucht der Explosion deswegen etwas geringer war. So wurde das Schiff zwar beschädigt, aber es sank nicht. Der Frachter ist noch bis 1984 in Betrieb gewesen. Er wurde dann im Schifffahrtsmuseum untergebracht, restauriert und fand hier seinen endgültigen Liegeplatz.

In diesem Schifffahrtsmuseum können Sie auch ein Modell ansehen, das von dem Ortshistoriker Jacob Linssen gebaut worden ist. Es zeigt, wie es auf dem Schiffsfriedhof im Hebst 1944 aussah. Außerdem gib es Fotos vom Hafen. Ein Buch mit den 240 Schiffsnamen und die Fotos der Schiffe sind die stillen Zeugen jenes schrecklichen Tages im September 1944.

Hier finden Sie den Sprechtext „Der Schiffsfriedhof in Maasbracht“.

Sprecher: Wolfgang Reinke
Autor: Erik van den Dungen
Übersetzerin: Dr. Ingrid Schupetta
Dieser Text darf zu privaten Zwecken gerne kopiert werden. Zur Veröffentlichung an anderer Stelle ist das Einverständnis des Autors einzuholen.

Der Schiffsfriedhof
Das Denkmal steht am Hafen, gegenüber dem Maas- und Schifffahrtsmuseum Maasbracht. Die Postanschrift ist Havenstraat 7
NL - 6051 CR te Maasbracht.
Der Frachter liegt ungefähr 100 Meter von dem Denkmal entfernt direkt an der Kaimauer.
Öffnungszeit: Vom 1. April bis zum 1. Oktober ist das Museum Mittwochs, Samstags und Sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Vom 1. Oktober bis zum 1. April entfällt die Öffnungszeit am Mittwoch. Achtung: im Dezember und Januar ist das Museum ganz zu. Für Gruppen kann man aber immer besondere Termine vereinbaren: bei K. Welters: Telefonnummer aus Deutschland 0031-475.462345. Siehe: www.maas-binnenvaartmuseum.nl Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Die nächste Bahnstation ist in Roermond. Vor dort fährt der Veolia-Bus 71 Richtung Echt, aus dem man an der Haltestelle Maasbracht Markt aussteigen muss. Von dort sind es noch 5 bis 10 Minuten Fußweg zur Hafenstraße.