
Öffnungszeiten: Mittwoch 9 bis 14 Uhr; eine Stunde vor und nach Veranstaltungsbeginn, sowie nach Vereinbarung.
Vom 12. bis 16. Mai 2025 nahm unsere freie Mitarbeiterin Franziska Penski an einer fünftägigen Studienreise nach Polen teil. Organisiert wurde die Reise vom Polnischen Institut Düsseldorf. Sie richtete sich an Mitarbeitende deutscher Museen und Gedenkstätten, die sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus und der Erinnerungskultur beschäftigen. Ziel der Studienreise war es, zentrale historische Orte der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik zu besuchen und sich mit Formen der Geschichtsvermittlung sowie des Gedenkens in Polen auseinanderzusetzen.
Die Reise begann in Warschau, wo das ehemalige Warschauer Ghetto im Mittelpunkt stand. Thematisch lag der Fokus auf der Geschichte der jüdischen Bevölkerung während der deutschen Besatzung. Besonders eindrucksvoll war der Besuch des abgelegenen ehemaligen Vernichtungslagers Sobibór. Dort wurden während des Holocausts rund 180.000 Menschen ermordet – darunter auch Opfer aus Krefeld. Heute erinnert nur noch ein einziges Originalgebäude an das Lager, das Ende 1943 von den Nationalsozialisten vollständig zerstört wurde. Die Führung durch den Leiter der Gedenkstätte, Krzysztof Skwirowski, verdeutlichte eindrucksvoll die Herausforderungen bei der Errichtung eines Gedenkortes an einem Ort ohne bauliche Überreste. Einen Kontrast dazu bot der Besuch der Gedenkstätte Majdanek, in der noch original erhaltene bzw. rekonstruierte Baracken besichtigt werden können. Dadurch ergibt sich eine andere Form der Ausstellungsgestaltung und historischen Vermittlung.
Ein weiterer Bestandteil der Reise war der Besuch zweier Museen, die sich mit der Situation der polnischen Zivilbevölkerung während der deutschen Besatzung befassen. In Markowa wurde im März 2016 ein Museum eröffnet, welches polnischen Menschen gewidmet ist, die jüdische Mitmenschen geholfen haben. Dies wird stellvertretend anhand der Geschichte der achtköpfigen Familie Ulma dargestellt, welche jüdische Menschen aus der Nachbarschaft bei sich versteckten und aufgrund einer Denunziation umgebracht wurden. Das erst 2021 eröffnete Museum in Michniów erinnert an deutsche Massaker an der polnischen Landbevölkerung 1943. Beide Museen beeindrucken durch ihren architektonischen Baustil, welcher jeweils an eine Bauernhof-Scheune erinnert. In einem Austausch mit den dortigen Mitarbeitenden wurden die Umstände und Herausforderungen, der erst sehr späten Aufarbeitung und Vermittlung der Geschichte in Polen und der starke Fokus auf die nicht-jüdische polnische Perspektive thematisiert.
Eine weitere Station der Reise war die Gedenkstätte des ehemaligen Arbeits- und Konzentrationslagers Plaszow in Krakau. Auch dort gibt es kaum noch bauliche Überreste. So musste auch hier die Erinnerung und Vermittlung neu gedacht werden. Seit 2017 erinnert nun eine Freiluftausstellung mit insgesamt 19 Tafeln am Wegrand an das ehemalige Lager. Der freie Zugang birgt jedoch auch Probleme, da historische Orte, darunter auch Massengräber häufig nicht als solche erkennbar sind und als gewöhnliche Grünflächen genutzt werden. Ein Museum mit einer festen Dauerausstellung ist bereits in Planung und wird Ende 2026 fertiggestellt.
Insgesamt bot die Studienreise einen tiefgehenden Einblick in die nationalsozialistische Verfolgungspolitik in Polen sowie in die vielfältigen Formen der Erinnerungskultur. Der direkte Austausch mit den polnischen Fachkolleginnen und Fachkollegen unterstrich die Bedeutung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit im Bereich der historisch-politischen Bildungsarbeit. Ein großes Dankeschön gilt Lidia Jansen vom Polnischen Institut Düsseldorf, welche die Fahrt organisiert und durchgeführt hat.
Sie haben Fragen zur Villa Merländer, zu Angeboten oder Terminen? Scheuen Sie sich nicht, schnellstmöglich Kontakt mit uns aufzunehmen. Wir melden uns bei Ihnen zurück!
Die Villa Merländer hat zurzeit an den Wochenenden geschlossen, da eine neue Dauerausstellung entsteht. Diese wird mit einem großen Fest am 21. September eröffnet. Mehr Infos zur neuen Ausstellung gibt es hier.