Inzwischen sind alle Putzpatenschaften für Stolpersteine in Krefeld vergeben. Auch außerhalb einer Patenschaft können die wichtigen Mahnmale gereinigt werden.

Villa Merländer-Verein ruft zum 8. Mai zum Stolperstein-Putzen auf

Es ist inzwischen eine Tradition in Krefeld: In jedem Jahr ruft der Villa Merländer-Verein am 8. Mai zum Gedenken an das Kriegsende dazu auf, die Stolpersteine auf Krefelds Straßen zu reinigen und wieder zum Glänzen zu bringen. „Die Stolpersteine sind das größte dezentrale Mahnmal auf der Welt. Durch die Reinigung der Steine werden auch die Schicksale der Menschen, die im Zweiten Weltkrieg ermordet werden wieder sichtbar“, sagt Vorstandsmitglied Heike Otto-Lauscher, die die Putzpatenschaften in Krefeld verwaltet. „Wir freuen uns, wenn sich auch in diesem Jahr wieder viele Bürgerinnen und Bürger beteiligen. Jeder kann mitmachen!“

In Krefeld erinnern inzwischen 252 Stolpersteine an Opfer des Nationalsozialismus. Die Opfergruppen sind vielfältig. Stolpersteine wurden für Menschen verlegt, die aufgrund ihrer Religion verfolgt wurden, zum Beispiel Juden oder Zeugen Jehovas, für politisch Verfolgte, wie Kommunisten und Sozialdemokraten, für Menschen, die aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit zu Opfern wurden, zum Beispiel Sinti und Roma, oder für Zwangsarbeiter und Homosexuelle. „Als ich im Jahr 2019 angefangen habe, das Projekt für den Verein zu übernehmen, gab es in Krefeld 180 Steine. In sechs Jahren haben wir weitere 62 Stolpersteine verlegt, das ist ein toller Erfolg“, erklärt Vorstandsmitglied Josef Amshoff. Die Verlegungen werden ausschließlich über Spenden finanziert. 120 Euro kostet ein Stein.

62 Stolpersteine zum Gedenken an Opfer des Holocausts wurden in den letzten fünf Jahren in Krefeld verlegt.

Stolpersteine gibt es in ganz Deutschland und in 21 weiteren Ländern in Europa. Der Künstler Gunter Demnig rief sie 1996 in Köln ins Leben, um ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Bis heute übernimmt er die Verlegungen selbst. In Krefeld wurde 2005 der erste Stein gesetzt. „Jede Verlegung berührt uns und steht für sich selbst“, sind sich Otto-Lauscher und Amshoff einig. Es gäbe aber Verlegungen, die besonders im Gedächtnis bleiben – zum Beispiel die Verlegung für die Familie Lindenbaum im Dezember 2023. An der Moerser Straße 167 begleiteten Schülerinnen und Schüler des Vera-Beckers-Berufskolleg die Verlegung. Sie trugen Gedichte vor und erzählten die Biografie der Familie. Lore Lindenbaum, die einzige Überlebende der Familie, wurde über das Handy aus einem Altenheim in London zugeschaltet. Sie verlor ihre Eltern und ihre Schwester im Konzentrationslager. Lores Kinder, Edwin Lucas, seine Ehefrau Linda und die Tochter Gilian, waren zur Verlegung extra aus England nach Krefeld gekommen. Sie hatten eine lebensgroße Pappfigur ihrer Mutter bzw. Großmutter mitgebracht.

„Über die Stolpersteine bleiben die Geschichten der Menschen lebendig. Wenn wir die Steine reinigen, dann werden wir andächtig und auch irgendwie demütig. Wir zollen den Opfern Respekt und geben ihnen ihre Würde zurück“, beschreibt Heike Otto-Lauscher den Prozess. „Für mich ist das ein ganz klares Zeichen gegen Antisemitismus.“ Die engagierte Ehrenamtliche führt immer eine Flasche mit Reinigungsmittel mit – ein Gemisch aus Essig und Salz-Wasser. Auch, wenn sie in anderen Städten verschmutzte Steine sieht, greift sie zum Lappen. „Alle Stolpersteine in unserer Stadt haben Putzpaten. Aber um die Steine zu reinigen, benötigt es keine Putzpatenschaft“, betont sie. „Der 8. Mai ist dazu ein guter Anlass.“

Das gibt es sonst noch Neues in der Villa Merländer:

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